Dieses Buch hat mich vom ersten Satz an in seinen Bann gezogen. Die ruhige Küstenlandschaft wirkt wie eine stille Einladung, eine Idylle, die sich rasch als trügerisch entpuppt. Der Fall beginnt mit einem Giftanschlag auf ein älteres Ehepaar, ein scheinbar klassischer Krimi-Ton, der mich sofort in die Ermittlungen hineingezogen hat. Doch schon bald wird klar, dass der Blick auf das Offensichtliche nur die Tür zu einer vielschichtigen Recherche öffnet. Die Autorin treibt den Leser nicht mit hektischer Action voran, sondern mit ruhigem, präzisem Plotvoranschreiten: Hinweise werden sorgsam gelegt, Motive seziert, und jedes kleine Gespräch trägt neue Gewichte in die Waagschale. Dadurch entsteht ein Spannungsbogen, der nie laut brüllt, sondern beständig daran erinnert, dass hinter jeder Fassade mehr steckt. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und wirken authentisch. Natürlich gibt es Passagen, in denen das Erzähltempo etwas langsamer wird, doch gerade diese Ruhephasen ermöglichen es, sich tiefer mit den Charakteren zu verbinden und ihre Motivationen zu verstehen. Am Ende bleibt Spätsommertod mehr als nur ein Krimi: Es ist eine Reflektion über Vertrauen, Verantwortung und die Kosten gelebter Geheimnisse.