"...Der Spot geht an. Es werde Licht!
Wer will noch mal? Wer hat noch nicht?
Hereinspaziert! Die Show beginnt,
wenn alle auf den Plätzen sind.
Das Popcorn knirscht! Manege frei!
Es folgt nun Sagenstaffel 3..."
Mit diesen Versen beginnt der Prolog zu einem Buch mit norddeutschen Sagen. Der Einstieg zeigt mir sofort, was als Leser auf mich zukommt. Die Sagen wurden als Gedicht gestaltet.
Zwischen Prolog und Epilog befinden sich 12 Sagen. Sie stammen aus unterschiedlichen Küstenorten. Eine Karte auf Seite 6 enthält nicht nur die Handlungsorte, sondern gibt außerdem gleich die dort verorteten Sagen mit an.
Die sprachliche Gestaltung der Sagen zu beschreiben, ist gar nicht so einfach. Hier wird nicht nur Bekanntes nacherzählt und in Reime gefasst, nein, um Worte aus den Theater zu verwenden, zu jeder Sage gibt es ein kleines Vorspiel in Versen, das auf die eigentliche Geschichte vorbereitet. Gern hätte ich hier ein Beispiel vollständig zitiert, aber das würde den Rahmen der Rezension sprengen. Deshalb soll es bei einem Ausschnitt bleiben:
"...Ne Sage ganz spezieller Art
ist ohne Frage jetzt am Start.
Was sie dabei besonders macht,
ist ihre Kraft, die sie entfacht.
Es geht um Kampf und solche Dinge
mit einer Prise Herr der Ringe..."
Zwei Eigenschaften der Gedichte werden bei dem Zitat deutlich. Der Autor bezieht aktuelle Themen ein und verfügt über einen sehr speziellen Humor. In den Sagen steckt dann zumeist sehr viel schwarzer Humor.
Die Gedichte selbst verfügen über passende Reime im Reimschema und halten meist eine festes Versmaß ein.
Bei der Schriftgestaltung fällt auf, dass die Titel in einer besonderen Schriftart fett und groß gedruckt wurden. Darunter findet sich im Klammern kursiv der Originaltitel der Sage, zumindest nehme ich an, das dem so ist. Die Anfangsbuchstaben der Gedichte sind Initiale.
Gekonnte Schwarz - Weiß - Skizzen veranschaulichen das Geschehen. Sie sind grafisch fein ausgearbeitet und weisen viele Details auf.
Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen. Ich empfehle es gern weiter.