Sozialdemokratie, Reformpädagogik, Weltkrieg, Flucht, Exil, . Das sind Worte mit denen man sofort Personen verbindet. Papanek. Ein Name der in diesem Zusammenhang nur wenigen bekannt ist. Lilly Maier hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen hinter diesem Namen (wieder) bekannt zu machen, gegen das Vergessen seines Lebens und seiner Lebensleistung. Mit ihrem Buch "Auf Wiedersehen, Kinder!" nimmt sie die Leser/innen mit auf die Reise durch das, von Krisen, Ängsten und Nöten, aber auch von Hoffnung, unerschütterlichem Optimismus und großer Menschlichkeit, geprägte Leben des österreichischen Politikers und Reformpädagogen Ernst Papanek. Dabei folgt die Autorin seinen biographischen Spuren, zeichnet seinen Lebenslauf nach und berichtet von zahlreichen Gesprächen mit der Familie und Wegbegleitern Papaneks. Es gelingt ihr in wunderbar klarer und sachlicher Weise, einen Mann zu beschreiben, dessen Vorstellungen von Freiheit, Frieden und Demokratie zur damaligen Zeit (1900-1970) außergewöhnlich fortschrittlich und revolutionär waren. Trotz aller intensiver, sachlicher Recherche und biographischer Genauigkeit schafft es Lilly Maier, eine lebendige, aufwühlende und durchaus nachdenklich stimmende Biographie zu verfassen die nicht an Emotionen und Tiefgründigkeit scheitert. So nimmt das Thema (jüdische) "Flüchtlingskinder", bedingt durch Papaneks großes Engagement viel Raum in seinem Leben und in diesem Buch ein. Bemerkenswert finde ich, dass die Autorin dabei darauf verzichtet, den Fokus zu sehr auf das Thema Judentum und Rassismus zu legen ohne diese Themen zu vernachlässigen. Dass Papanek selbst jüdischer Herkunft war, wird zwar erwähnt, spielt aber für sein Handeln, für seine Überzeugungen keine wesentliche Rolle. Wer sich für Reformpädagogik, Erziehungsbilder der Zeit von 1900 bis 1980 und die Entstehung und Entwicklung demokratischer Strukturen interessiert, sollte den Namen Papanek kennen und den Menschen dahinter kennenlernen. Denn seine Überzeugungen und seine Haltung zum Leben, zur Erziehung und zur Politik sind mehr denn je übertragbar in die heutige Zeit - unabhängig von Staatszugehörigkeit oder Regierungsform. Lilly Maiers "Auf Wiedersehen, Kinder!" berichtet von einem Mann, der Zeit seines Lebens voller Hoffnung, Mut und Idealen war. Ein Beispiel an moralischer Stabilität, Toleranz, Flexibilität und gnadenlosem Lebensmut. Er galt seinerzeit vielen jungen Menschen als "Lehrer", später auch Erwachsenen. Auch heute noch kann er "Lehrer" sein. Sein Leben lehrt Respekt, Besinnung, Frieden und absolute Hingabe. Ein Buch, das nicht nur eine Biographie, sondern mehr noch ein Zeichen gegen das Vergessen ist.