Etwas neues von Liza Marklund. Norden, Polarkreis und eine ganz andere Erzählweise. Am Anfang gewöhnungsbedürftig, dann fand ich es gut.
Die "Annika-Bengtzon-Krimis" von Liza Marklund habe ich mit Begeisterung gelesen (okay, zum Schluss ließen sie etwas nach...), deshalb war ich sehr gespannt auf diese neue Trilogie, die im hohen Norden, bei Pitea spielt, am Polarkreis. Und ich kann sagen: Ich bin sehr begeistert und warte jetzt sehr gespannt auf den nächsten Band, der leider erst 2026 erscheint.Am Anfang habe ich mich etwas schwer getan, denn der Aufbau ist komplett anders als bei den anderen Romanen von Marklund. Hier wird nämlich jeder wichtigen Person ein Kapitel gewidmet, das sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart den ungefähr gleichen Zeitraum umfasst. Allerdings merkt man daran auch, wie unterschiedlich Dinge wahrgenommen bzw. erlebt werden.Die Personen umfassen vor allem einen Lesekreis. Dieser hieß "Polarkreis", bestand aus fünf Schülerinnen der Oberstufe und die Treffen fanden monatlich in der Stadtbibliothek im (fiktiven) Stenträsk statt. Nach dem letzten Treffen im August 1980 verschwand eine der Teilnehmerinnen, Sofia, spurlos. Fast 40 Jahren später, 2019, findet man eine kopflose Leiche im Hohlkasten einer Brücke. Was ist geschehen? Und wie gehen die verbleibenden Teilnehmerinnen des Buchclubs, Carina, Susanne, Birgitta und Agneta mit dem Fund um? Carina lebt immer noch Stenträsk, Birgitta hat sich von ihrer Vergangenheit losgesagt und reist aus dem Süden an, Susanne ist freiberufliche Journalistin und reist ebenfalls an, nachdem sie einen schweren Verlust erlitten hat. Agneta hat sich komplett zurückgezogen, lebt in Kopenhagen und meldet sich nur hin und wieder in der neu geschaffenen Facebook-Gruppe, die auch Polarkreis heißt. Es wird mit und mit klar, dass die Frauen damals und heute nicht immer die Wahrheit gesagt haben. Viele Geheimnisse sollen geheim bleiben und außerdem hat man sich reichlich auseinander entwickelt. Von rechtsextremer Schwedendemokratin bis Streiterin für Geschlechtergerechtigkeit ist alles dabei. Und auch früher kam man aus komplett verschiedenen Gesellschaftsschichten und Lebenssituatione, was damals schon zu zunehmenden Konflikten führt.Und dann ist da noch der heutige Polizeichef und frühere Mädchenschwarm, in den alle verliebt waren. Welche Rolle spielte er beim Verschwinden von Sofia?Das alles gewinnt immer mehr an Dynamik und Spannung, wenn auch die trostlose Umgebung und die trostlose Stadt der Stimmung schon einen Dämpfer geben. Und dazu die vielen Valiumtabletten, die recht häufigen psychischen Erkrankungen in den jeweiligen Familien und die zahlreichen, wenig erbaulichen Se*szenden. Nicht der romantischen Art, sondern eher belanglos oder berechnend... so ganz konnte ich sie nicht einordnen. Vor allem nicht in 1980, ich war damals auch 18 und habe das in meinem Umfeld ganz anders in Erinnerung. Aber erst mal war ich nicht in Schweden und zweitens habe ich eventuell auch viele Geheimnisse im Umfeld nicht erkannt.....Es ist also insgesamt schon sehr "Scandic Noir" Gut erzählt und aufgebaut. Und das Ende hat mich sehr überrascht, das habe ich nicht kommen sehen.Freue mich schon auf die nächsten Bände.