Toxische LiebeDie Liebe kann uns verzehren. Sie kann uns aufwühlen, uns traurig machen und uns durch das Leben tragen. Jeder erlebt die Liebe anders. Aufregend, warm oder auch aus der Ferne.Unsere Protagonistin jedenfalls liebt ihren Mann wie am ersten Tag. Das sagt sie uns zumindest. Zu Beginn glaube ich ihr das. Sie schwärmt von ihm und erzählt uns von seinen guten Seiten. Doch das bröckelt im Laufe der Woche. Denn das Buch nimmt uns mit auf eine Woche zwischen einer Frau und ihrem Mann.Das Buch hat mich definitiv auf eine verstörende, zugleich aber fesselnde Reise in den Kopf einer Frau mitgenommen, die scheinbar alles für die Liebe tut und dabei Stück für Stück ihre eigene Persönlichkeit verliert. Beim Lesen hatte ich oft das Gefühl, in das Innenleben einer Person zu blicken, die so verzweifelt geliebt werden will, dass sie sich komplett verbiegt, nur um zu gefallen.Sie hat kaum eigene Konturen. Statt sich selbst zu definieren, sucht sie bei anderen Frauen nach Inspiration. Sei es bei der Auswahl von Klamotten, Frisuren oder Parfums. Sie kopiert und ahmt nach, anstatt sich selbst darüber klar zu werden, was sie selbst eigentlich mag. Es ist, als würde sie nur durch die Augen ihres Mannes existieren wollen.Besonders widersprüchlich fand ich ihr Verhalten im sozialen Umfeld. In der Schule, wo sie arbeitet, sonnt sie sich förmlich in der Bewunderung ihrer Schüler, liebt die Aufmerksamkeit. Doch in ihrem privaten Umfeld will sie nicht auffallen. Dieser ständige Widerspruch zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Sie passt sich an, spielt Rollen, um nicht anzuecken oder zurückgewiesen zu werden.Ihr Mann hingegen bleibt distanziert, fast unnahbar. Er arbeitet viel, ist selten präsent, und wenn, dann zeigt er nur flüchtig Zuneigung - ein kurzer Kuss, ein flüchtiger Blick. Es wirkt nie echt, nie tief. Und doch hängt sie an ihm mit ganz großer Obsession. Die Beziehung zwischen den beiden ist klar toxisch: Sie stellt Regeln auf, nach denen sie ihr Verhalten ausrichtet, aber diese kennt nur sie selbst. Statt miteinander zu reden, lebt sie in einem selbstgebauten Gedankengefängnis, in dem jede Geste ihres Mannes analysiert und bewertet wird.Ich fand das Ende dann sehr überraschend. Auch wenn ich mir tatsächlich etwas anderes gewünscht hätte. Etwas endgültiges. Aber so ist wohl das Leben. Es geht weiter und zwar oft so, wie wir unsere Entscheidungen treffen.ISBN: 978-3455018042Umfang: 272 SeitenAutorin: Maud VenturaVerlag: Hoffmann und CampeErscheinungsdatum: 05.09.24