Wenn man von dem irreführenden Cover absieht, handelt es sich um ein empfehlenswertes Buch über die Kaiserin. Vielleicht nicht zwingend für die erste Beschäftigung mit ihr, sondern, wenn man sie in dieser speziellen Facette als Repräsentantin des Zeitgeistes kennenlernen möchte.
Lindinger schafft es, die Kaiserin als das vorzustellen, was sie war: Ein Kind ihrer Zeit, wenn auch in einer sehr eigenen Art und Weise, denn es dürfte kaum jemanden gegeben haben, der ein derart selbstbestimmtes, ja egomanisches Leben hat führen können wie Elisabeth.
Es ist Lindinger anzurechnen, dass sie nicht in blinde Ehrerbietung verfallen ist, sondern auch die Schattenseiten der Kaiserin behandelt. (So wenn Elisabeth ihre eigene Tochter in einem Gedicht als "rackerdürre Sau mit ihren Ferkeln" bezeichnet.)
Dazu kommt, dass Elisabeth im Normalfall sämtliche Bitten des Kaisers, sich ein wenig mehr zu zeigen, Termine in der Öffentlichkeit wahrzunehmen oder bei Staatsbesuchen dabei zu sein, ignorierte.
Elisabeth nutzte die Privilegien ihrer Position voll und ganz aus, verweigerte aber die daraus erwachsenden Pflicht ebenso entschieden.
Ich muss gestehen, dass Elisabeth für mich jahrzehntelang eine einzigartiges Phänomen von einer Frau war. Ich bin irgendwie immer davon ausgegangen, dass all ihrer Spleens und Eigenarten aus ihr selbst entstanden seien. Mithin auf ihrem eigenen Mist gewachsen. Das große Verdienst von Lindingers Buch besteht für mich persönlich darin, dass ich nun verstanden habe, in wie vielen Fällen die Kaiserin sich einfach an der künstlerischen Avantgarde ihrer Zeit orientiert hat. Inwiefern sie sich in der Kunst wiedergefunden hat und Gleichgesinnte entdeckt. Sie war endlich in ihrer ganz persönlichen Welt nicht mehr alleine.