Dieser Krimi führt den Leser nach Jever und zur Kommissarin Kenza Klausen. Sie arbeitet seit kurzem bei der Mordkommission Wilhelmshaven und ist noch dabei sich einzuleben, als ein Mord Jever aufschreckt. Und schon muss Kenza sich als neue Chefin durchsetzen, denn nicht alle Kollegen sind ihr positiv gegenüber eingestellt. Aber Kenza meistert das sehr gut und mir ist sie sehr sympathisch. Ihre Art und Weise mit den Ereignissen umzugehen finde ich sehr gut und sie lässt sich auch von ihrem eifersüchtigen Kollegen Bert nicht provozieren. Die Ermittlungen sind sehr interessant. Es ist spannend und wir erfahren sehr viele interessante Dinge. Denn der Tote wird schnell identifiziert und dadurch kommen ungeahnte Ereignisse zum Vorschein. Mir hat es sehr gut gefallen, wie hier zwei Zeitstränge nebeneinander herlaufen und der Leser nicht nur in der Gegenwart die Ermittlungen begleitet, sondern tief in die Vergangenheit eintaucht. Es wird ein Rückblick auf Ereignisse von vor über 70 Jahren gegeben. Denn bei den Ermittlungen wird die alte Dame Tania involviert und ihre Familiengeschichte wird rückblickend erzählt. Wobei sie und ihre Enkelin ja sogar nach Polen fahren um mit der Vergangenheit abzuschließen. Man kommt aber gut mit den Zeitsprüngen zurecht. Wir erleben die Geschichte von Tanias Familie hautnah mit. Diese interessanten und berührenden Schilderungen der damaligen Ereignisse, deren Folgen sich bis in die Gegenwart erstrecken, sind sehr authentisch und berühren mich sehr. Es ist sicher nicht leicht für Tania, denn bisher hat sie alles verdrängt. Man erlebt eine schreckliche Zeit mit und wird tief in die damaligen Ereignisse eingebunden. Ich war beim Lesen wie gefesselt und auch überrascht, wie sehr sich die damaligen Geschehnisse bis in die heutige Zeit ziehen. Es war sehr mutig von Tania und ihrer Enkelin auf diese Spurensuche zu gehen, aber man merkt auch, wie wichtig das ganze für Tania und ihre Familie ist. Denn nur so kann Tania mit dem Thema abschließen und auch die Enkelin Malin die Geschehnisse in ihrer Familie besser verstehen. Und man wird wirklich durch diese Erinnerungen auch die Ereignisse in der heutigen Zeit besser verstehen. Kunza und ihre Kollegen können jedenfalls mit einigen der neuen Erkenntnissen auch bei ihren Ermittlungen weiterkommen. Denn einfach sind die Ermittlungen nicht, es gibt ungeahnte Wendungen, aber die Ermittler ergänzen sich schon gut. Auch wenn die Meinungen manchmal sehr auseinander gehen. Aber im Endeffekt sind sie doch ein gutes Team. Und auch das Privatleben der einzelnen Beamten kam nicht zu kurz. Das finde ich aber auch wichtig, denn man möchte die wiederkehrenden Teammitglieder ja auch kennenlernen. Mir hat diese Art und Weise die Vergangenheit darzustellen und die Wichtigkeit der Erinnerung sehr gut gefallen. Wir erleben einen aktuellen Mordfall mit allen Ermittlungen drumherum und gleichzeitig erleben wir eine schreckliche Zeit aus der Vergangenheit hautnah mit. Für mich war es ein besonderer Krimi. Denn diese Vermischung zwischen Gegenwart und Vergangenheit zeigt auch, wie ein Trauma ganze Generationen betrifft. Kenza hat mit dem Bösen in der heutigen Zeit zu kämpfen und doch spielt die Vergangenheit noch eine große Rolle. Die dargestellten Personen und die ganzen Geschehnisse sind wirklich sehr aufschlußreich und die Autorin schafft es alles lebendig und authentisch rüberzubringen. Die Auflösung des Falls war für mich daher gut nachvollziehbar und schlüssig. Besonders hat mich aber natürlich der Anhang berüht, wo die Autorin sich zu ihrer eigenen Familiengeschichte geäußert hat. Und das Literaturverzeichnis am Schluß des Buches ist sehr interessant und ich werde mir einige der Titel näher anschauen.
Ich kann diesen Krimi auf alle Fälle weiterempfehlen. Es ist ein interessanter Mordfall und gleichzeitig erfährt man aufschlußreiche Ereignisse aus der Vergangenheit und das macht ihn so besonders.