Reinhold Messner ist ein Grüner. Und da wäre es seltsam, wenn es für ihn nichts zu retten gäbe. Ihm liegen die Berge am Herzen. Da kann man ihn verstehen, denn überall dort, wo der Massenwahn Einzug hält, wird es eng und schmutzig. Doch Messners Warnungen besitzen eine paradoxe Note. Ausgerechnet er, der zu den Pionieren dieses Bergwahns gehört, warnt nun vor dessen Ergebnissen.In seinem etwas wirren Pamphlet liest sich das zum Beispiel so: "Bevor das Volkswandern als Trophäenjagd oder das Sportklettern als Schwierigkeitsfetischismus zu Karikaturen einer Idee wurden und noch lange nachdem die Fußreise in den Alpen ein notwendiges Übel für jeden Reisenden war, gab es weder in Mittelgebirgen noch im Hochgebirge Konflikte zwischen 'Naturschützern' und 'Naturnutzern'." Richtig, aber auch lustig zugleich. Denn allein in diesem Satz offenbart sich die elitäre Denkweise Messners. Hier bin ich, der Gute, und da seid ihr, das Volk von Dummköpfen, das meine Berge zerstört.Irgendwo hat er dabei sicher auch Recht. Dumm ist eben nur, dass man seinen Ehrgeiz alle Achttausender zu besteigen durchaus auch als Trophäenjagd auffassen kann. Und was war mit der Besteigung des Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff? Kein Schwierigkeitsfetischismus? Bei ihm war das noch eine "Idee". Was das Volk treibt ist jedoch eine Karikatur. Vielleicht ist es nur die gleiche Dummheit nur auf einem anderen Niveau. Aber auf solche Ideen kommt Messner natürlich nicht.Leider musste er seine Verwirklichung der "Idee" irgendwie finanzieren. Dazu braucht es Öffentlichkeit, denn ohne die Massen, die seine Bücher kaufen und seine Filme ansehen, fließt kein Kapital fürs nächste Abenteuer oder das nächste "Projekt". Und nun, da die Massen ihm nacheifern, ist Messner empört. Ich finde das bemerkenswert.Man kann sich dieses unausgereifte Pamphlet zu Gemüte ziehen. Viel schlauer wird man dadurch nicht. Was soll denn die Lösung sein? Wandern und Bergsteigen verbieten? Quoten einführen? Das wäre immerhin eine Spezialität seiner Genossen. Den Verkehr in die Alpen drosseln? Da freuen sich dann die Alpendörfer, die natürlich insbesondere im Winter von der Naturzerstörung profitieren. Man muss leider vermuten, dass Verbote nicht durchsetzbar sind und Appelle nicht fruchten.Wirklich spannend an diesem Büchlein sind lediglich die letzten 20 Seiten. Dort steht ein Interview mit Messner, das tiefe Einblicke in seine zutiefst egoistische Denkweise offenbart. Auf die Frage, ob seine Abenteuer das Risiko wert gewesen seien, antwortet Messner: "Unser Tun als Bergsteiger war und ist unseren Angehörigen gegenüber nicht zu verantworten. Doch kann man es mir nicht verbieten, wir entscheiden schließlich alle selbst über unser Leben."Oder mit anderen Worten: Es gibt ein Recht auf Verantwortungslosigkeit. Jedenfalls für ihn. Und Bergsteigen auf seinem Niveau ist selbstverständlich keine Sucht, weil dabei nur natürliche Opiate freigesetzt werden. Man kann noch viele solcher interessanten elitären Ausführungen in diesem Interview und auch im Text davor lesen. Bei Messner ist alles richtig, bei den anderen sieht er überall Probleme.Ich habe schon einige seiner Veröffentlichungen gelesen. Sie sind jedes für sich ein Dokument der Selbstgerechtigkeit. Da macht auch dieses Büchlein keinen Unterschied.