Zu ausführlich, um Spannung aufzubauen.
In der Nähe von Rom verschwindet ein Junge beim Picknick mit seinen Eltern, die Mutter wird ermordet aufgefunden. Die Polizei hält den Vater für schuldig. Inspektor Rovere scheint allerdings nicht von seiner Schuld überzeugt zu sein und zieht die nach einem schief gegangenen Einsatz beurlaubte Colomba hinzu, um parallel zu den offiziellen Ermittlungen den wahren Täter zu finden. Dies ist der erste Regelverstoß Colombas in einer langen Reihe weiterer im Laufe des Falls. Als Berater ziehen die beiden Dante Torre hinzu, der als Sechsjähriger entführt und nach elf Jahren Gefangenschaft in einem Silo fliehen und seitdem an Klaustrophobie leidet. Relativ schnell ist er überzeugt: Der Junge wurde vom gleichen Mann entführt wie er damals.Und dann quält man sich durch über 500 Seiten Jagd auf den "Vater", wie der Entführer genannt wird.Zuerst möchte ich herausstellen, was mir gefallen hat: Das Setting in Italien war mal wieder etwas anderes. Die Konstellationen (und Korruption) der Polizei fand ich interessant, die Orte waren so beschrieben, dass man sich die Handlung dort bildlich vorstellen konnte, aber es war auch nicht zu viel. Besonders die Beschreibung des sozialen Brennpunkts, in den sich Colomba und Torre im Laufe des Buchs flüchten, fand ich spannend. Auch spannend ist die Handlung an sich. Ich wollte die ganze Zeit wissen, wer der Vater denn nun ist. Allerdings ist der Weg dahin mühsam gewesen.Jetzt die Kritik: Ich habe die Geschichte unnötig aufgebläht empfunden. Es ging im Schneckentempo voran. Einige Kapitel und Passagen brauchte man für den Fortgang der Geschichte überhaupt nicht und sie waren auch nicht so spannend oder mitreißend geschrieben, dass sie dem Leser irgendetwas gegeben hätten oder dass ich sie gern gelesen hätte. Die sich wiederholenden Beschreibungen der Gedankenwelt der Figuren und ihre Reflektionen über den Fall waren ausgedehnt und störten den Lesefluss. Das Ganze hätte man um mit Sicherheit gute 100 Seiten kürzen können, dann wäre auch die Spannung aufrecht erhalten geblieben.Der Erzählstil war für mich ebenfalls an manchen Stellen etwas holprig. Eigentlich wird aus der Dritten Person aus der Perspektive von Colomba oder Torre erzählt, jedoch gibt es Stellen, an denen der Erzähler innerhalb eines Satzes plötzlich auf eine Art allwissenden Erzähler springt. Das fand ich störend, denn so konnte ich mich nicht richtig in Colomba, die für mich die eigentliche "Heldin" des Thrillers ist, hineinfühlen. Die Figur Torre bleibt dem Leser insgesamt eher fremd. Erst gegen Schluss gibt es mehr Einblicke in seine Gefühle und Gedanken, doch richtig mit ihm anfreunden konnte ich mich nur schwer.Die Auflösung hat extrem lang auf sich warten lassen und hat sich dann noch in ihrer Gänze hingezogen. Zwar fand ich die Auflösung insgesamt gelungen, aber ein großer Überraschungsmoment blieb aus. Dafür war die Lösung wieder zu komplex und bestand aus zu vielen Einzelteilen.Für mich insgesamt eine starke Geschichte, deren Längen die Spannung leider zunichtemachen.