Als leidenschaftliche Leserin und Hobbysportlerin war ich sofort neugierig auf Tabea Lorchs "Frauen trainieren anders". Allein die Tatsache, dass es ein eigenständiges Buch zum frauenspezifischen Training gibt, ist schon ein Gewinn und finde ich echt toll, denn obwohl Frauen die Hälfte der Bevölkerung stellen, stammen laut Lorch lediglich 6-7 % der sportwissenschaftlichen Studien ausschließlich von und mit Frauen - eine erschreckend kleine Basis, auf der wir unsere Trainingspläne bauen. Das Werk rückt uns und damit die für lange Zeit vernachlässigte Zielgruppe in den Mittelpunkt und signalisiert damit dringend nötige Repräsentation im Fitnessbereich.Positiv hervorzuheben ist der deutliche Appell an uns Frauen, sich nicht allein auf Ausdauer-, sondern vor allem auch auf Krafttraining zu konzentrieren. Wenn Lorch schreibt, "Kraftsport ist der Sport, den keine Frau ignorieren sollte", trifft sie einen wunden Punkt vieler Fitnessratgeber, die uns weibliche Leserinnen noch immer Richtung Endlos-Cardio schicken. Ihr Plädoyer für schwere Gewichte, technische Sauberkeit und Progression ist praxisnah, motivierend und gerade für Einsteigerinnen gut nachvollziehbar. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen.Doch je tiefer man in die Kapitel eintaucht, desto mehr stolpert man über ungestützte Behauptungen. Die Literaturliste am Ende ist überraschend kurz, und oft bleiben Aussagen ohne direkten Quellennachweis. Ein Beispiel ist der Vergleich, dass gestresste Frauen eher Fett ansetzen, während gestresste Männer Fett verlieren - eine These, die sich weder mit der steigenden Prävalenz von Übergewicht noch mit gängigen stressphysiologischen Modellen deckt. Ebenso wirken einige Zahlen, etwa zur empfohlenen täglichen Kalorienzufuhr, eher für Hochleistungssportlerinnen als für durchschnittlich aktive Frauen berechnet. Hier hätte eine stärkere Verankerung in der aktuellen Studienlage oder zumindest ein kritischer Verweis auf die Spannbreite individueller Bedürfnisse gutgetan.Stilistisch liest sich das Buch flüssig: Lorch kombiniert persönliche Story-Times, Trainingspläne und Exkurse zu Themen wie Beckenbodentraining oder Menopause. Das macht die Lektüre angenehm kurzweilig, lässt jedoch gleichzeitig den Eindruck entstehen, dass hier vor allem die Meinung der Autorin statt ein wirklich breiter Konsens der Sportwissenschaft dargeboten wird.Unterm Strich empfehle ich "Frauen trainieren anders" allen Leserinnen, die ein motivierendes Einstiegswerk suchen und sich ausdrücklich fürs zyklus- oder lebensphasenbasierte Training interessieren. Als Inspirationsquelle funktioniert das Buch hervorragend; wer jedoch valides, detailliert belegtes Wissen erwartet, sollte mit einer gewissen Portion Skepsis weiterlesen und die genannten Richtwerte mithilfe zusätzlicher Fachliteratur oder professioneller Beratung verifizieren.