"...heute ist es egal, welche Sprache der Empfänger spricht. Denn Schmerz folgt keiner Grammatik - Schmerz sprechen wir alle."Tahsim berichtet über sein Leben in der Gerüstlandschaft - zwischen der Verantwortung für seine Eltern und dem Versuch, im eigenen Leben zurechtzukommen. Eine Geschichte über Hilflosigkeit, zynischen Humor und starken Familienzusammenhalt.Das Buch ist aus Tashims Sicht geschrieben, und wer ihn aus seinen Social-Media-Videos kennt, wird ihn beim Lesen direkt wiedererkennen. Sprachlich direkt, ehrlich, mal witzig, mal schmerzhaft offen - wie ein reflektierter Liebesbrief an seine Mutter und zugleich ein Spiegel unserer Gesellschaft.Besonders die Szenen mit Behörden, Sprachbarrieren und alltäglicher Ausgrenzung sind erschütternd und gleichzeitig sehr authentisch. Das Buch macht deutlich, wie schwierig es ist, sich in einem System zurechtzufinden, das wenig Verständnis für kulturelle Unterschiede und sprachliche Hürden zeigt.Hier werden mit Sicherheit einige Augen geöffnet und dazu angeregt, eigene Denkmuster zu hinterfragen. Trotzdem würde ich nicht alle angesprochenen Probleme pauschal als rassistisch einordnen - manche sehe ich eher als strukturelle Herausforderungen in Deutschland, die nicht zwangsläufig mit Herkunft zusammenhängen.Ich werde dieses Buch nicht klassisch bewerten - denn es steht mir nicht zu, eine so persönliche Geschichte in Sterne oder Punkte zu fassen. Was ich aber mit voller Überzeugung tun kann: es weiterempfehlen. Weil es wichtig ist, weil es Perspektiven eröffnet - und weil es berührt.