Lesenswertes Buch, insbesondere zum Einstieg in feministische Themen
Nemesis ist die altgriechische Göttin des gerechten Zorns. Von ihr ausgehend spannt die Autorin den Bogen über die römischen Furien (griech. Erinnyen) und die Hexenverfolgungen des Mittelalters und der Neuzeit bis zu Misogynie in der heutigen Zeit mit PickMe-Girls, Chill Girls, Männern, die sich einer Epidemie der Einsamkeit ausgesetzt sehen und Femiziden. Es ist ein kraftvolles, überzeugtes, persönliches Werk, das sich für modernen Feminismus und Gleichberechtigung einsetzt und betont, dass es bei der so oft verunglimpften weiblichen Wut, "female rage", schon in der Mythologie und auch später eben nicht um eine grundlose Wut geht, sondern um das Eintreten für Gerechtigkeit und Chancengleichheit und gegen Unterdrückung. Das Buch liest sich sehr lebendig und persönlich und wird insbesondere für jene, die sich noch nicht so viel mit Feminismus auseinandergesetzt haben, viel Neues beinhalten, weil es anhand vieler eingeflochtener geschichtlicher Belege zeigt, wie Weiblichkeit, Frauen und alles, was damit verbunden ist, immer wieder abgewertet wurden. Besonders mochte ich den zweiten Teil des Buches: etwa im letzten Viertel geht es nach dem historischen Exkurs über Female Rage und Verfolgung von Frauen um weiblichen Zusammenhalt. Die Autorin erzählt von den Bildern und Geschichten von weiblicher Konkurrenz und Missgunst, mit denen so viele der heutigen Frauen noch aufgewachsen wurden, weil das lange die medial vorherrschenden Narrative zu diesem Thema waren. Ausgehend davon zeigt sie aber auch auf, dass das nicht so sein muss, und spricht sich leidenschaftlich für Schwesterlichkeit, weibliche Verbundenheit und gegenseitige Unterstützung aus - sehr schöne Ideale und eine Vision, die ich teile!