Im Zentrum steht der mysteriöse Tod der siebzehnjährigen Elvira, die nach drei Jahren spurlosen Verschwindens aus einem Kinderheim bei einer Trauung vom Kirchturm in den Tod stürzt. Schnell stellt sich die Frage: War es Suizid oder Mord? Kommissarin Idun Lind und ihr Partner Calle Brand nehmen die Ermittlungen auf und stoßen dabei auf ein Netz aus Lügen, Missbrauch und dunklen Geheimnissen rund um das Kinderheim Bodengåden. Die Ermittlungen werden zusätzlich dadurch erschwert, dass kurz zuvor ein weiteres Mädchen aus dem Heim verschwunden ist.Tina N. Martin gelingt es, mit authentischen Charakteren und einer vielschichtigen Erzählweise zu punkten. Besonders hervorzuheben ist die psychologische Ausarbeitung der Figuren, allen voran Elvira, deren Schicksal in Rückblenden und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird. Die Autorin versteht es, die Lesenden mit geschickt platzierten Wendungen und einer düsteren, beklemmenden Atmosphäre bis zum Schluss zu fesseln.Obwohl "Schattenschwester" ein fiktiver Thriller ist, greift Martin ein reales und ernstes gesellschaftliches Problem auf: den Missbrauch und die Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen in Betreuungseinrichtungen. Die Autorin verweist im Nachwort darauf, dass sich auch die schwedische Regierung diesem Thema angenommen hat, was dem Roman zusätzliche Tiefe und Nachdenklichkeit verleiht.Fazit:"Schattenschwester" ist ein spannender, nachdenklich stimmender Thriller, der nicht nur durch einen packenden Plot, sondern auch durch gesellschaftliche Brisanz und psychologische Raffinesse überzeugt.