Toine Heijmans erzählt in "Der unendliche Gipfel" von der fiktiven Figur Walter Welzenbach, der allein einen Achttausender besteigt. Doch schon bald wird klar: Diese Reise ist keine Heldengeschichte, sondern ein stiller, oft verstörender Abstieg in Zweifel, Selbstverlust und Wahn.Die Handlung entfaltet sich langsam, fast schwebend, und bleibt dabei über weite Strecken bewusst vage. Vieles wird angedeutet, manches bleibt unausgesprochen - und genau das macht den Reiz aus. Stück für Stück verschwimmt die Realität. Was hat der Erzähler wirklich erlebt? Was spielt sich nur in seinem Inneren ab? Die Grenzen verwischen, nicht nur für ihn, sondern auch für mich als Leserin. Das schafft Spannung - aber auf eine ganz leise, unangenehm eindringliche Weise.Die Sprache ist kühl, reduziert, manchmal fast spröde. Und doch gelingt es Heijmans, starke Bilder zu erzeugen, mit wenigen Worten viel Raum zu schaffen - für Gedanken, Zweifel, Fragen. Ich habe oft Sätze zweimal gelesen, nicht weil sie schwer verständlich waren, sondern weil sie nachwirkten, sacken wollten.Der Titel passt perfekt. Der Gipfel ist nicht einfach ein Ziel - er ist ein Symbol. Für Ehrgeiz, für das Streben nach Bedeutung, für das Scheitern. Und vielleicht auch für den Versuch, sich selbst zu überschreiten - mit allen Konsequenzen.Der unendliche Gipfel ist kein Wohlfühlbuch. Es ist fordernd, manchmal sogar anstrengend, aber gerade deshalb wirkungsvoll. Es hallt nach und ist unbedingt lesenswert.