Der Band befaßt sich mit der Zuwendungsattraktivität und Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen. An der mehrteiligen Untersuchungsreihe nahmen über 1. 200 Probanden ab 11 Jahren teil. Mit Hilfe physiologischer Meßmethoden (Herzfrequenz und Hautleitfähigkeit) sowie umfangreicher psychosozialer Tests, u. a. zu Angst, Aggression, Empathie, Kontrollerwartung und Toleranz, wurden einerseits Motivhintergründe und andererseits körperliche und psychosoziale Effekte der Fernsehgewalt-Rezeption bei Jugendlichen und Erwachsenen empirisch geprüft. Der bisherige Forschungsstand ist durch widersprüchliche Theoriekonzepte und Untersuchungsergebnisse gekennzeichnet, die im Lichte neuer Daten evaluiert werden. Die kritische Aufarbeitung der Mediengewaltforschung wird zum Ausgangspunkt für die Begründung eines kognitiv-physiologischen Forschungsansatzes, der kognitive und emotionale Rezeptionsprozesse ins Zentrum des Erkenntnisinteresses rückt. Die Ergebnisse der Studie sprechen insgesamt dafür, daß zwischen Medium und Rezipient komplexe Beziehungen bestehen, die sich nicht auf die griffige Kurzformel einer durch Medien verrohten Gesellschaft bringen lassen. Vielmehr zeigt sich, daß Gewaltdarstellungen in Abhängigkeit von der dramaturgischen Einbettung sozialverträgliche oder -unverträgliche Effekte erzeugen können.
Inhaltsverzeichnis
1: Problemstellung und Forschungsstand. - 1 Korrespondenzen von Medien und Gewalt. - 2 Aporien der Mediengewaltforschung. - 2: Theoretische Rekonstruktion. - 3 Grundlagen des Arousal-Konzepts. - 4 Kommunikationswissenschaftliche Anwendungen des Arousal-Konzepts. - 3: Methode. - 5 Kognitiv-physiologischer Forschungsansatz. - 6 Untersuchungssample. - 4: Empirische Untersuchungen I. Motive der Fernsehnutzung. - 7 Fernsehnutzung und Persönlichkeit. - 8 Attraktivität der Gewaltbeobachtung. - `Inhaltsleeres Arousal? Resümee der Nutzungsmotiv-Analyse. - 5: Empirische Untersuchungen II. Wirkung von Spielfilmgewalt. - Präliminarien der Wirkungsanalyse: Gewaltfokussierende versus symbolische Rezeptionsweise. - 9 Experiment 1: Kampfsportszenen zwischen `schmutziger und `sauberer Gewalt. - 10 Experiment 2: `Rambo . Dramaturgische Einbettung der Gewalt. - 11 Experiment 3: `savage Street oder der Krieg der Geschlechter. - Prädominanz der Opfer. Resümee der Wirkungsanalyse. - Schluss Techniken der Entbrutalisierung. - Hypothesen. - Literatur. - Fragebögen.