InhaltDer queere Hai, Sohn einer vietnamesischen Mutter, lebt in East Gladness, einem heruntergekommenen Kaff in New England. Auf den Straßen hängen noch die Schilder der Obama-Kampagne "Yes, we can", doch Hai schluckt Pillen und denkt an Selbstmord. Bis er Grazina aus Litauen kennenlernt, eine Überlebende des Zweiten Weltkriegs, in deren Kopf die unerlösten Geister ihres Lebens schwirren. Hai wird ihr Pfleger und fängt an, in einem Diner zu arbeiten, dessen Belegschaft alles Underdogs sind wie er, die "in dieser angeblich freien Welt aus Arbeit, Schlaf und beschissenen Kuchen gefangen sind." Poetisch und komisch, eindringlich und mit außergewöhnlicher Intimität erzählt Ocean Vuong von der Freundschaft jenseits aller Grenzen von Identität und Familie.CoverEine leicht verschwommene Silhouette eines jungen Menschen, daraus lässt sich rein visuell nur wenig ableiten. Mein erster Gedanke, hier wird die Lebensgeschichte eines jungen Menschen erzählt.Mein EindruckEin interessanter Klappentext und ein Autor, der schon Anklang findet und für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet wurde.Für mich eher unbekannt und ich wurde neugierig.Der Einstieg in die Geschichte gefiel mir gut, vor allem die Sprache. Einerseits modern und andererseits auch teilweise sehr poetisch. Auch das Thema an sich, die Kehrseite des American Way of Life zu betrachten sprach mich an, denn jede Form von Migration ist auch in den USA mehr als schwierig. Ein kurzes Straucheln sorgt schon dafür, dass du in dem System zum Außenseiter wirst. Über weite Strecken konnte ich der Geschichte gut folgen und mich mit den beiden Protagonisten Hai und Grazina verbinden. Beide leben in ihrer eigenen Welt und verknüpfen diese nun miteinander. Eine Verbindung die für beide etwas positives, etwas anerkennendes und Lebensbejahendes enthält, dann allerdings wurde dieser kleine Rahmen vergrößert und die Belegschaft des Diners, in dem Hai arbeitet kamen hinzu. Dadurch wurden weitere Themen in die Geschichte integriert und verloren sich ein wenig an der Oberfläche.Die Tiefe in der Entwicklung der beiden Hauptcharaktere wurde für mich dadurch etwas nebensächlich, da die Tatsachen wie Verlust der Arbeit, Verlust der Anerkennung in den Vordergrund gestellt wurden. Gefallen haben mir die Ansätze wie aus einer Vielzahl von Einzelpersonen ein Verbund von Freundschaften entstanden ist, welche sich aber zum Ende hin recht schnell wieder auflösen.FazitEs waren mir einfach zu viele Themen, die angesprochen wurden. Für mich wäre die pragmatische Partnerschaft von Hai und Grazina völlig ausreichend gewesen. Hier wäre eine Vertiefung der Hauptthemen wie Sucht, sexuelle Orientierung auf der einen Seite und Demenz, Verlust der Selbstbestimmung auf der anderen Seite und das gemeinsame Thema Ausgrenzung völlig ausreichend gewesen.Durch die vielen Themen ging nicht nur die Tiefe in der Geschichte verloren, sondern zum Ende hin auch die Poesie in der Sprache.Trotz meiner Kritikpunkte, habe ich dieser Geschichte gerne zugehört. 250724