Inhalt siehe Klappentext.
Ich kenne bereits die anderen 6 Teile von Anne Sterns Hebammen-Reihe Fräulein Gold, alle wunderbar von Anna Thalbach gelesen. Sie hat eine tolle Stimme, ich liebe die Einschläge der Berliner Schnauze, die man hier 7:50 Stunden genießen kann. Hulda ist eine starke Frau, die für ihren Hebammenberuf lebt, aber derzeit in der Mütterberatungsstelle versauert. Sie meistert ihr Leben mit Tochter Meta und Partner Max, akzeptiert halt auch seine Exfrau und die Söhne, um ihrem gemeinsamen Ziel näher zu kommen. Dass sie zudem das Talent hat, in unbequeme Situationen zu rutschen, passt einfach, sonst wäre es langweilig. Mir sind im Laufe der Reihe auch Kioskbesitzer Bert, Apothekerin Jette und sogar Huldas Verflossener, Privatdetektiv Karl, ans Herz gewachsen. Dort kann sich auch die Kommissarin Irma Siegel ansiedeln, sie gehört ebenfalls zu den taffen Frauen und ich könnte mir in Zukunft sogar eine winzige Freundschaft zwischen Irma und Hulda vorstellen (wird schwierig, wird aber irgendwie gehen).
Der aktuelle Teil spielt im Berlin von 1930, die politischen Wolken verdunkeln sich, nicht nur in der großen Politik, auch in den kleinen Jugendgruppen, wo man jüdische Teenager unter Vorwänden rauswirft. Hulda stolpert in eine solche Gruppen, als sie einer Bekannten von Max bei der Geburtsvorbereitung behilflich sein soll. Man darf die damalige Lage nicht vergessen oder verdrängen, Vorrang sollten aber Max und Hulda haben, die genau wie Bert Juden sind und damit im Visier stehen, aber einfach ihr Leben leben wollen.
Mehr möchte ich nicht verraten, einfach knapp 8 Stunden Zeit mitbringen und zuhören (ich empfehle die 1,25-fache Geschwindigkeit) und Hulda auf ihren Streifzügen durch den Grunewald und an der Havel begleiten. Ich kann Nacht über der Havel uneingeschränkt empfehlen, vergebe 5 Sterne - es lohnt sich!