Der Thriller "Niemand hört dich" von Karen Inge Nielsen entführt uns in das düstere Grenzland zwischen Dänemark und Deutschland, wo grausame Morde das Ermittlerduo Mads Lindstrøm und Thomas Beckmann auf eine gefährliche Spur führen.
Karen Inge Nielsen, geboren 1978 in Dänemark, ist Bioanalytikerin und eine talentierte Thriller-Autorin. Ihre düsteren Geschichten entstehen in der Abgeschiedenheit ihres Büros, umgeben von der Stille der Natur.
Worum geht's genau?
Die Geschichte beginnt mit der Entdeckung einer Leiche an der Küste von Nieby. Die tote Frau wird als vermisste Dänin identifiziert, und Mads Lindstrøm wird nach Kiel geschickt, um sie zu identifizieren. Schnell stellt sich heraus, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt: Weitere Morde deuten auf einen Serienkiller hin, der auf beiden Seiten der Grenze mordet. Der deutsche Kommissar Thomas Beckmann zweifelt jedoch an dieser Theorie, doch Lindstrøm setzt alles daran, den Täter zu finden und das nächste Opfer zu retten.
Meine Meinung
Ich habe das Buch als Hörbuchrezensionsexemplar erhalten. Von Anfang an war ich gut in die Geschichte eingetaucht, und der spannende Prolog hat mich sofort gepackt. Mark Bremer, der Sprecher, hat eine angenehme Stimme, die perfekt zu der düsteren Atmosphäre des Thrillers passt. Mit einer Spielzeit von nur 7,5 Stunden lässt sich das Hörbuch schnell durchhören, was den Einstieg sehr angenehm macht.
Die Charaktere sind grundsätzlich sympathisch, vor allem der Hauptkommissar Mads Lindstrøm, auch wenn man nicht allzu viel über das Privatleben der Ermittelnden erfährt. Lindstrøm, der eigentlich im Urlaub sein sollte, wird seeeehr kurzfristig (!) von seinem Chef abgezogen, um in diesem schwierigen Fall zu ermitteln. Diese Dynamik sorgt für zusätzliche Spannung, weil man spürt, wie sehr der Fall ihn unter Druck setzt.
Ich fand den Thriller insgesamt ziemlich solide. Der Fall ist spannend aufgebaut, und die Ermittlungen werden intensiv vorangetrieben. Was mir jedoch nicht gefallen hat, waren die sehr expliziten Gewaltdarstellungen an Kindern und Frauen. An dieser Stelle möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen, da diese Darstellungen sehr unangenehm sein können und nicht für jede:n geeignet sind. Für mich war das an manchen Stellen nur wirklich schwer zu ertragen und ich höre Krimis und Thriller sonst sehr gerne.
Ein weiterer Kritikpunkt ist das abrupt wirkende Ende. Die Auflösung der Morde und die Verhaftung des Täters wird in wenigen Sätzen abgehandelt, und man erfährt kaum etwas über die Hintergründe der Taten. Auch wenn es sich hierbei um den ersten Teil einer Trilogie handelt, fand ich diesen Abschluss unbefriedigend. Ich verstehe, dass es noch weitergeht, aber das Ende wirkte im Vergleich zu anderen Thrillern doch eher wenig ausgereift und ließ mich mit vielen offenen Fragen zurück - die wenigstens (so hoffe ich) im zweiten Teil dann zufriedenstellend beantwortet werden. Die Reihe werde ich jedenfalls weiterverfolgen.
Fazit
Insgesamt ist "Niemand hört dich" ein solider Thriller mit einem gut aufgebauten Fall und sympathischen Charakteren. Dennoch muss ich wegen der expliziten Gewaltdarstellungen und des abrupten Endes, das ohne Erklärung bleibt, einen Stern abziehen. Ich vergebe daher 3,5 von 5 Sternen. Wer auf düstere, spannungsgeladene Thriller steht, wird dennoch auf seine Kosten kommen.