Sten Nadolny, Grandseigneur der deutschen Literatur, hat einen neuen Roman veröffentlicht, der ganz wunderbar in die Reihe seiner Bücher seit "Die Entdeckung der Langsamkeit" passt. Denn es geht geruhsam zu in diesem Verwirrspiel um drei ehemalige Schulkameraden, die 2024 schon die 80 erreichen, aber das Verwirrspiel beginnt schon Ende der 1990er in einem Zug. Dort lernen Michael, der gerne Mike genannt werden möchte, und Bruno eine junge geheimnisvolle Frau kennen. Der Schauspieler Mike, der Schriftsteller Bruno und die Kunststudentin Marietta werden nach kurzer, aber erinnerungswürdiger Begegnung in Venedig einander aus den Augen verlieren. Michael wird Marietta Jahre später wiederbegegnen, da hat sich aber Marietta total verändert und Michael nimmt sich ihrer an. Auch auf die Gefahr hin, dass seine Ehefrau das vielleicht nicht goutieren wird. Die Betreuung endet über 20 Jahre später abrupt, Marietta verschwindet und mit ihr Bruno, der sie nie ganz vergessen hatte in all den Jahren.
Der Dritte im Bunde ist der Drehbuchautor Titus, der auf einer Kreuzfahrt eine Kreuzfahrtepisode für eine Fernsehserie schreiben will und nun durch Zufall auf Michael trifft.
Was ist Geschichte, was ist Geschichte in der Geschichte? Das Verwirrspiel nimmt seinen Lauf. Peter Kaempfe liest das Hörbuch mit der Stimme des alternden Titus, lässt aber auch die anderen Protagonisten gut zum Leben erwachen.
Der Titel Herbstzeit ist schon recht melancholisch, für mich war es ein Herbstblues und der passte perfekt zum ersten Schlechtwetterwochenende dieses Herbstes 2025.
Fazit: Das Hörbuch ist nicht so aufregend wie ein Krimi, aber doch so fesselnd, dass man unbedingt immer weiterhören möchte.