Das Buch "Ich will lieber schweigen" von Roswitha Quadflieg beschreibt einen kurzen Teil des Lebens des Schauspielers Will Quadflieg. Den älteren Leser:Innen ist er wohl hauptsächlich als Dr. Faust in der Inszenierung von Gustav Gründgens bekannt.Roswitha Quadflieg findet im Keller ihrer verstorbenen Mutter eine Kiste mit der Aufschrift Briefe und Kurioses". In ihr befinden sich Briefe ihres Vaters Will Quadflieg und sein Tagebuch aus den Jahren 1945/1946. Roswitha Quadflieg ist das jüngste Kind aus der Ehe von Will Quadflieg und seiner ersten Ehefrau Benita von Vegesack. Sie hat ihren Vater kaum gekannt. Sie ist 1949 geboren, hat den Krieg nicht miterlebt. Als sie 13 Jahre alt war, wurden ihre Eltern geschieden. Sie hat ihren Vater selten gesehen und sucht in den Briefen und vor allem im Tagebuch Antworten auf viele Fragen.Das Tagebuch von Will Quadflieg ist immer in kurzen Abschnitten zu lesen, unterbrochen durch Auszüge aus Briefen an seine Frau und Fragen der Tochter an ihren Vater. Ich hätte mir in diesem Buch eine andere Reihenfolge gewünscht. Das Tagebuch in Bruchstücken zu lesen, hat den Lesefluss für mich gehemmt. Aus der Sicht der Tochter kann ich aber nachvollziehen, dass das Buch genau so geschrieben wurde. Die Fragen einer Tochter tauchen an anderen Stellen auf als die Fragen der Lesenden.. Roswitha Quadflieg geht der Frage nach, was ihr Vater im Krieg gemacht hat, war er ein Nazi oder nur Profiteur des Regimes, weil er ein herausragender Schauspieler war?Es ist kein einfaches Buch, ich habe einige Male unterbrochen. Aber es ist ein weiteres Zeugnis über eine Zeit, die die wenigsten Menschen heute erlebt haben. Das Buch ist ergänzt durch Quellenangaben, eine Zeittafel und viele Fotos..Eine Empfehlung von mir für Leser:Innen, die sich aus einer anderen Sicht mit dem Thema Schauspieler im Dritten Reich beschäftigen . Ein Buch für Menschen, die ihre Väter aufgrund der damaligen Situation nicht wirklich gekannt haben. Auch Roswitha bekommt wenig Antworten, obwohl sie viel recherchiert hat. Das kann allerdings ein persönliches Gespräch nie ersetzen.