Das mit dem "poetischen Schrei nach Hilfe" steht auf der Produktseite. Wie kann ein Schrei nach Hilfe poetisch sein? Schreit die Autorin? Schreit die Protagonistin? Und wenn sie schreit, was soll der Leser tun? Ich kapiere das alles ebenso wenig wie diesen komischen Titel. Das Wort "genug" hat meistens eine quantitative Bedeutung. Hier jedoch ist sie qualitativ. Es geht nicht darum, genug Leute zusammenzubringen, sondern darum, gut genug zu sein.Glücklicherweise gehöre ich nicht zur Zielgruppe (13-18 Jahre). Ich verstehe aber auch nicht, was die Autorin mit ihrem Buch erreichen will. Gleich zu Anfang bekommt man eine dieser modernen Warnungen und Telefonnummern für Problemfälle. Ist dieses Buch an solche Menschen gerichtet? Vermutlich, denn andere können es nicht wirklich verstehen. Aber was sollen Menschen, die in einer schwierigen mentalen Verfassung sind, mit einem solchen Buch anfangen? Es schildert das Kopf-Chaos eines Mädchens im Alter der Zielgruppe.Lily ist gerade mit vielem völlig überfordert. Ihre bipolare Schwester hat einen Selbstmordversuch unternommen. Das hat Lily schwer getroffen, denn sie fühlt sich für alles verantwortlich, obwohl sie das gar nicht ist. Sie leidet unter erheblichen Versagensängsten, die sich in Panikanfällen äußern. Was sie wirklich hat, erschließt sich wohl nur Psychiatern. Aber die müssten dazu erst einmal mit ihr sprechen.Wissen junge Leser, was es bedeutet bipolar zu sein? Oder was eine Angststörung ist? Und wenn nicht, was richtet dann ein solches Buch an, in dem das alles ausführlich beschrieben wird? Glaubt dann ein Leser womöglich, dass er auch unter einer solchen Störung leidet?Um es kurz zu machen: Ich halte dieses Buch für völlig überflüssig. Bei solchen Störungen, die kein Außenstehender verstehen kann, muss man in eine Behandlung. Und erst dann kann man feststellen, was eigentlich los ist. Das in einem Roman breitzutreten, ist völlig daneben, weil niemand außer einem Spezialisten wirklich einschätzen kann, was hier eigentlich los ist, und was helfen könnte.Wenn man von einer Angststörung betroffen ist, macht das Gehirn und danach der Körper nicht mehr, was man will. Vielmehr ist man im Körper und Geist nur noch Passagier. Das übertrifft die Vorstellungskraft von Menschen, die das glücklicherweise noch nicht erlebt haben.Vielleicht geht es bei Lily auch nur darum, dass sie dem Druck nicht gewachsen ist, der von vielen Seiten (und auch von ihr selbst) auf sie ausgeübt wird. Ob das so ist, kann man als Leser nicht einschätzen. Eine Angststörung ist eine ernsthafte Erkrankung der Psyche. Und es hat keinen Sinn, etwas literarisch breit zu treten, von dem man nicht genau weiß, was es ist. Und leider gehört es zum Zeitgeist, alles möglichst in die Öffentlichkeit zu tragen. Das kann mitunter auch ansteckend wirken. Was hat das dann für einen Sinn?