Elisabeth Lims A Forgery of Fate verbindet asiatisch inspirierte Fantasy mit Themen wie Identität, moralischer Verantwortung und familiärer Bindung. Im Zentrum steht Tru Saigas, die nach dem Verschwinden ihres Vaters ihre Familie mithilfe illegaler Kunstfälschungen finanziert. Ihre einzigartige Fähigkeit, die Zukunft zu malen, fungiert sowohl als magisches Element als auch als Metapher für Selbstgestaltung: Tru versucht, ihr Leben trotz äußerer Zwänge aktiv zu formen. Die familiäre Belastungssituation - eine spielsüchtige Mutter, Schulden und Bedrohungen - eröffnet zudem sozialethische und psychologische Perspektiven.Als Tru durch einen erzwungenen Ehevertrag an den Drachenlord Elang gebunden wird, weitet sich die Handlung in eine mythologisch geprägte Welt aus, die von Machtkämpfen, politischen Interessen und magischen Wesen bestimmt wird. Der Roman thematisiert dabei konsequent das Spannungsfeld zwischen Zwang und Wahlfreiheit. Die Beziehung zwischen Tru und Elang entwickelt sich nicht als klassisches Romantikideal, sondern als langsamer Prozess des Vertrauens, der ohne genretypische Überdramatisierung auskommt. Dadurch stehen emotionale Authentizität und zwischenmenschliche Öffnung im Mittelpunkt.Tru ist eine vielschichtige, handlungsmächtige Protagonistin: selbstlos, kreativ, loyal und zugleich verletzlich. Ihre Magie des Malens verleiht der Figur ästhetische Tiefe. Elang hingegen erscheint zunächst hart und distanziert, doch im Verlauf der Handlung werden seine Ambivalenzen sichtbar. Diese Figurenentwicklung dient als Spiegel für die zentrale Frage des Romans: Welche Identität entsteht, wenn Menschen lernen, ihre vorgegebenen Rollen zu hinterfragen?Die Welt Ai'long überzeugt durch atmosphärische Dichte, klar strukturierte Magiesysteme und den Einbezug mythologischer Kreaturen, ohne in Exotisierung zu verfallen. Lims bildstarker, ruhiger Schreibstil ermöglicht ein tiefes Eintauchen in diese Märchenwelt. Humorvolle Elemente - etwa die pointierten Dialoge einer Dämonin - lockern die Erzählung auf, ohne ihre Grundstimmung zu brechen. Die Liebesgeschichte bleibt dezent und überlagert die Haupthandlung nicht, was den Fokus stärker auf Themen wie Verantwortung, Selbstbestimmung und Widerstand lenkt.Pädagogisch interessant ist der Roman, weil er Jugendliche mit Fragen von Wahlfreiheit, familiärer Loyalität, Resilienz und moralischem Handeln konfrontiert. Zudem bietet er vielfältige Ansatzpunkte für interkulturelle Literaturvermittlung und die Reflexion literarischer Geschlechterrollen.A Forgery of Fate ist ein atmosphärisch dichter, thematisch vielschichtiger Fantasyroman, der weit über die romantischen Elemente hinausgeht.