Wiederholt gelesen, zum ersten Mal als Teenager heute in den 50ern - ein anderer Blick, immer noch lesenswert
Ich habe den Werther natürlich als Teenager in der Schule gelesen und damals bitterlich über sein Schicksal und seine unerfüllte Liebe geweint. 10 Jahre später analysierte ich ihn nach Empfindsamkeit und Sturm und Drang, war ergriffen, aber nicht mehr so wie beim ersten Mal. Jetzt bin ich in meinen Fünfzigern und habe ihn mit meiner Teenager-Tochter noch einmal gelesen. Das war witzig und interessant. Sie hat geweint und ist emotional involviert gewesen, wie damals ich. Ich fand Werther anstrengend und übertrieben, ich-bezogen, narzisstisch und fokussiert auf seine Selbstdarstellung. Er wollte als Held gesehen und im Tod vergöttert werden, ein Mann mit starken manisch-depressiven Zügen, sprachlich für meinen heutigen Geschmack zu überschwänglich. Aber es hat Spaß gemacht, den Roman zum dritten Mal in einem neuen Lebensabschnitt zu lesen, ich habe meine eigene Romantik nicht verloren, aber Werthers ist sie nicht mehr. Man sollte vielleicht häufiger die Bücher wieder lesen, die einen früher beeindruckt haben...