Als ichFünfvon Ursula Poznanski zur Hand nahm, war ich neugierig auf die Mischung aus Krimi und Geocaching. Die Idee, dass ein*e Täter*in Koordinaten hinterlässt, die zu grausigen Funden führen, versprach eine originelle und spannende Handlung. Doch obwohl der Roman stark beginnt, hinterließ er bei mir am Ende ein gemischtes Gefühl - und das nicht nur wegen der Handlung, sondern vor allem wegen der Gestaltung der Figuren, allen voran der Protagonistin Beatrice Kaspary.Beatrice, eine erfahrene Polizistin, wird als vielschichtige, aber auch sehr typische Ermittlerin präsentiert: gestresst, überarbeitet und mit einem chaotischen Privatleben. Doch was mich wirklich störte, war die Art und Weise, wie ihre Persönlichkeit dargestellt wurde. Poznanski gibt sich große Mühe, Beatrice Tiefe zu verleihen - sei es durch ihre schwierige Beziehung zu ihren Kindern oder ihre Vergangenheit, die immer wieder angedeutet wird -, doch vieles davon bleibt oberflächlich. Statt authentisch zu wirken, scheinen ihre inneren Konflikte oft wie eine Ansammlung von Klischees: die alleinerziehende Mutter, die zwischen Job und Familie zerrissen ist und die Ermittlerin, die trotz allem fast schon verbissen ihren Fall verfolgt. Ich hatte immer wieder das Gefühl, Beatrice sei eher ein Konstrukt, das in die Geschichte passen soll, als eine glaubhafte Figur.Besonders frustrierend fand ich, wie oft Beatrice Entscheidungen trifft, die eher unlogisch oder klischeehaft wirken, nur um die Handlung voranzutreiben. Sie scheint ständig zwischen impulsiven Handlungen und übertriebener Selbstreflexion zu pendeln, ohne dass daraus ein nachvollziehbares Bild ihrer Persönlichkeit entsteht. Statt mich mit ihr zu identifizieren oder mitzufiebern, war ich häufig genervt von ihrer ständigen Unzufriedenheit und den stereotypen Problemen, die ihre Figur plagen.Die Handlung selbst beginnt vielversprechend. Die Idee, Hinweise und Leichenteile über Geocaching zu verstecken, ist kreativ und hat zunächst einen beklemmenden Reiz. Die ersten Kapitel sind spannend und atmosphärisch dicht, doch schon bald zeigt sich, dass die Grundidee allein nicht ausreicht, um den Spannungsbogen zu halten. Die Geocaching-Rätsel verlieren mit der Zeit ihren Reiz, da sie sich in ihrer Struktur wiederholen. Statt mich tiefer in die Handlung hineinzuziehen, fühlte ich mich irgendwann eher gelangweilt.Auch das Zusammenspiel der Ermittler*innen hat mich nicht überzeugt. Beatrices Kollege Florin Wenninger wirkt sympathisch, bleibt aber farblos und die Dialoge zwischen den beiden wirkten oft gezwungen. Es schien, als wollte Poznanski krampfhaft eine subtile Spannung zwischen den Figuren erzeugen, doch das Ergebnis war eine banale Dynamik ohne echte Tiefe.Der größte Schwachpunkt für mich war jedoch das Ende. Ohne zu viel zu verraten: Die Auflösung des Falls und die Motivation der Person, welche die Straftaten verübte, fühlten sich unbefriedigend und konstruiert an. Es wirkte, als hätte Poznanski eine möglichst schockierende Wendung gesucht, die jedoch wenig glaubwürdig war. Auch hier zeigte sich wieder, dass die Figuren nicht aus sich heraus handeln, sondern vor allem dazu dienen, die Handlung auf ein bestimmtes Ziel zuzusteuern.Positiv hervorzuheben ist der Schreibstil der Autorin. Sie versteht es, Szenen lebendig zu beschreiben und eine düstere Atmosphäre zu schaffen. Vor allem die Schauplätze der Geocaching-Stationen waren eindringlich und bildhaft dargestellt. Doch stilistische Qualität allein kann nicht über die Schwächen in Handlung und Figuren hinwegtrösten.Zusammenfassend ist Fünf ein Thriller mit einer spannenden Grundidee, die jedoch nicht konsequent umgesetzt wurde. Die Handlung verliert sich in Wiederholungen und die Figuren, allen voran Beatrice, konnten mich nicht überzeugen. Wer tiefgründige Charaktere und eine packende, glaubwürdige Geschichte erwartet, wird enttäuscht sein - so wie ich es leider war.