Der junge Tsukuru Tazaki ist Teil einer Clique von fünf Freunden, deren Mitglieder alle eine Farbe im Namen tragen. Nur Tsukuru fällt aus dem Rahmen und empfindet sich - auch im übertragenen Sinne - als farblos. Als er nach der gemeinsamen Schulzeit nach Tokyo geht, tut dies der Freundschaft keinen Abbruch. Zumindest nicht bis zu jenem Sommertag, an dem Tsukuru voller Vorfreude auf die Ferien nach Nagoya zurückkehrt - und herausfindet, dass seine Freunde ihn plötzlich und unerklärlicherweise schneiden. Er erhält einen Anruf: Tsukuru solle sich in Zukunft von ihnen fernhalten, er wisse schon, warum. Verzweifelt kehrt Tsukuru nach Tokio zurück, wo er ein halbes Jahr am Rande des Selbstmords verbringt. Viele Jahre später offenbart sich der inzwischen 36-Jährige seiner neuen Freundin Sara und stellt sich, von ihr ermutigt, den Dämonen seiner Vergangenheit.
Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, ist der international gefeierte und mit den höchsten japanischen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman "Gefährliche Geliebte" entzweite das Literarische Quartett, mit "Mister Aufziehvogel" schrieb er das Kultbuch seiner Generation. Ferner hat er die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und Raymond Carver ins Japanische übersetzt.
Ein weiteres Highlight von Haruki Murakami voller Symbolkraft.
Darum geht es:Die Geschichte handelt vom Herrn Tazaki, der von seinen Freunden seelisch sehr verletzt wurde. Mit dem Gefühl von Farblosigkeit, ein Symbol für seine empfunde absolute Belanglosigkeit, lebt er sein Leben bis er auf Sara trifft, die ihn ermutigt sich seinem Trauma zu stellen. Seine Freundinnen und Freunde, die ihn als jungen Erwachsenen plötzöich ausstießen und ihn ein schlimmes Vergehen anhingen, denen will er sich stellen... und findet schließlich zu sich selbst.Meine Gedanken:Dieses Buch ist eine wunderschöne und persönliche Reise voller Farbsymboliken und Zeichen, wie der Leser es von Haruki Murakami kennt. Mir war kein Wort zu fiel oder zu wenig, keine Symbolik zu kryptisch oder platt. Das Buch war wunderbar ausgeglichen und intensiv.Empfehlung:Wer mit Haruki Murakamis Werk kennenlernen möchte, ist meinerseits gut beraten, sich diesem zu widmen. Ebenso beigeisterte mich dieses Buch als Fan. Haruki Murakami kann wirklich ausgezeichnet schreiben und den Leser mit seinem ganz besonderen Erzählstil verführen.
LovelyBooks-BewertungVon EmmaWinteram 15.06.2024
Die Welt von Murakami konnte mich leider nicht packen. Zu viel bleibt offen, die Dialoge hölzern, die Charaktere reagieren fragwürdig.
In der japanischen Gesellschaft hat die Gruppenkultur einen hohen Stellenwert. Mitglieder einer Gruppe teilen eine Meinung und halten sich an die Regeln. Wer davon abweicht, wird ausgeschlossen. Hilfe von anderen Gruppenmitgliedern ist nicht zu erwarten, um nicht selbst ausgeschlossen zu werden. Dieses Phänomen ist als Mobbing auch bei uns bekannt, in Japan ist es aber in einer viel stärkeren Form vertreten und treibt jährlich zahlreiche Kinder und Jugendliche in den Selbstmord.In exakt dieser Situation befindet sich Tsukuru Tazaki, als er in den Sommerferien seines zweiten Studienjahrs in seine Heimatstadt zurückkehrt und sich seine vier engsten Freund*innen von ihm abwenden. Ohne Vorwarnung brechen sie jeden Kontakt zu ihm ab und ein halbes Jahr lang ist der verzweifelte Tazaki dem Selbstmord nahe. Er überwindet die Krise ohne je zu erfahren, was das Verhalten der anderen ausgelöst hat. Als er 16 Jahre später seiner Freundin Sara von diesem Vorfall erzählt, besteht sie darauf, dass Tsukuru der Sache auf den Grund gehen solle, denn dieser Ausschluss stecke immer noch in ihm.Das Grundgerüst der Geschichte ist schnell erzählt, aber es passiert so viel mehr - auch vieles, das man gar nicht einordnen kann. Und das hat es mir mit meinem ersten Murakami schwer gemacht. Die Alltagskultur in Japan mit ihren vielen möglichen Fallstricken ist mir nicht bekannt und die japanische Literatur mit ihren Eigenheiten ebenso wenig. Ich habe mir ganz viele Stellen mit Post-its markiert, die mir bedeutsam erschienen, aber wenig davon ist irgendwie aufgelöst worden. Es wird unheimlich viel nicht auserzählt und das betrifft auch ganz zentrale Fragen der Geschichte. Das läßt natürlich auf der anderen Seite viel persönlichen Interpretationsraum, aber es hat mich nicht "glücklich" gemacht. Ich kann verstehen, dass der Autor mit seinen Büchern, die philosophische Fragen aufwerfen, kafkaeske Elemente und oft surrealistische Parallel- oder Traumwelten enthalten, ein treues Publikum hat. Zudem ist seine Sprache sehr leicht zu lesen, sie ist weder hochgestochen noch kompliziert. Ich musste mir jedoch in der Sekundärliteratur anlesen, dass Murakami zunächst begann, seine Romane auf Englisch zu schreiben, was er nicht auf muttersprachlichem Niveau beherrscht, und dann ins Japanische zurückübersetzt hat. So ist sein ganz besonderer, reduzierter Schreibstil entstanden. Mir kamen die Dialoge zum Beispiel sehr hölzern und frei von Gefühlen vor, so würde hier niemand sprechen. Ob das aber gerade den extrem höflichen Umgangston in Japan abbildet, kann ich auch nicht beurteilen.Nicht nur ich tue mich damit schwer, Murakami zu verstehen, auch die Literaturkritikelite ist sich uneinig und versucht oft, den japanischen Erfolgsautor an westlichen Literaturwerten zu messen, was scheitern muss. Bekanntestes Beispiel dafür ist der Weggang von Frau Löffler aus dem Literarischen Quartett aufgrund der Besprechung eines Murakami-Romans.Letztlich kann ich nur empfehlen, einen Selbstversuch zu starten und einfach ein Buch des Autors zu lesen, sich aber gleichzeitig ein wenig mit der japanischen Literatur insgesamt zu beschäftigen. Geschichten werden in Japan anders erzählt, das sollte man wissen. Man muss und kann nicht alles mögen und ich meine, man darf auch einen Erfolgsautor "auslassen".