Lesempfehlung
Houellebecq stellt in "Die Möglichkeit einer Insel" eine beklemmende Frage ins Zentrum: Was bleibt vom Menschen, wenn ewiges Leben technisch möglich scheint, aber Nähe und Liebe zerfallen?Wir folgen Daniel, einem zynischen Satiriker, der auf der Suche nach Sinn in die Arme einer Sekte gerät, die Unsterblichkeit durch Klonen verspricht. Neben ihm erzählen seine künftigen Klon-Nachfahren ihre nüchternen Kommentare zur Vergangenheit. Diese Doppelstruktur macht deutlich, wie sehr Sehnsucht nach Ewigkeit und die Unfähigkeit zu echter Nähe ineinander greifen.Mich hat beeindruckt, wie klar Houellebecq den Zerfall menschlicher Beziehungen schildert. Die Szenen mit Isabelles Tragik oder Esthers jugendlicher Unruhe zeigen das ganze Spektrum von Begierde, Vergänglichkeit und Scheitern. Gleichzeitig wirken manche Passagen über Sex oder Frauenfiguren wiederholt und provokativ um der Provokation willen, das kann ermüden.Aber die Kälte der Erzählweise passt zur Thematik. Sie zwingt dazu, über Liebe, Körper und Zukunft nachzudenken, ohne ein tröstliches Happy End zu liefern.Fazit:<br data-start="1475" data-end="1478">Sprachlich kühl, inhaltlich provokant, nicht immer angenehm