Nette Familiensaga - leider in Teilen so flach wie das Land
Ich habe mir vorgenommen, eine Familiensaga zu lesen und stieß bei der Recherche auf dieses Buch hier, spielt es doch in der Nähe meiner Heimat.Die Geschichte beginnt in Ostfriesland kurz nach dem Krieg. Im Zentrum steht Johanna, die alles tut, um den Hof am Leben zu erhalten, da ihr Bruder noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Sie hat eine romantische Beziehung zu Rolf, der mit seinen Eltern aus Schlesien geflüchtet ist. Als klar wird, dass Johannas Bruder im Krieg gefallen ist, steht Johanna zwischen der Liebe und den Pflichten. Die Geschichte insgesamt ist interessant. Im ersten Teil, mit der Beschreibung der Nachkriegszeit war ich noch ganz dabei, die Charaktere sind interessant, und auch das Leben auf dem Hof. Die Romanze zwischen Rolf und Johanna ist niedlich. Auch im Folgenden werden immer wieder interessante Themen angesprochen, der Wunsch nach Auswanderung, der Bergbau im Ruhrgebiet, die Probleme mit denen die Menschen auf dem Hof konfrontiert werden, persönliche familiäre Konflikte (die Schurken der Geschichte sind einfach nur herrlich), aber irgendwann geht es nur noch um Schwangerschaften. Alle werden irgendwann schwanger, möchten es, können es nicht werden, verlieren die Kinder wieder, und/oder behaupten aber, schwanger zu sein. Entweder werden sie geheiratet oder aber sie sitzen mit den Kindern alleinerziehend zuhause. So gleitet für mich ein Roman, der eigentlich vom Setting und von der Story und der Anlage der Charaktere, verspricht, sehr gut zu sein ins Kitschige und Trutschige ab. (Wobei Johannas Konflikte sehr gut nachvollziehbar sind). Das große Finale hat mich nicht überzeugen können, geht es auch da eigentlich nur wieder um die zwei Grundthemen, die ab der zweiten Hälfte des Romans im Zentrum stehen. Also, wer sehr seichte Unterhaltung möchte, die nur ein bisschen in ein historisches Setting in Ostfriesland eingebaut ist, aber eher familiäre Probleme bevorzugt, dem wird der Roman sicher deutlich besser gefallen als mir.