In "Das Licht ist hier viel heller" von Mareike Fallwickl wird eine Familie dargestellt, die zerrütteter nicht sein könnte. Die Eltern sind getrennt, der Vater gibt sich der Verwahrlosung hin, die Mutter hat einen neuen, jüngeren Freund, die Kinder Zoey und Spinn sind an der Schwelle zum Erwachsen werden. Soweit erstmal ziemlich normal... In diesem Roman kommt eigentlich kein Mann gut weg, alle sind irgendwie Arschlöcher, außer Spinn, der ist mir total sympathisch. Mir gefällt es sehr, wie die Geschwister zusammen halten. Die Eltern sind ja leider überhaupt nicht für ihre Kinder da. Die Mutter ist die ganze Zeit damit beschäftigt online toll zu sein, sie übersieht die Bedürfnisse, Wünsche und Interessen ihrer Tochter vollständig, will sie sogar für ihr Geschäft zu ihrem jüngerem Abklatsch machen. Der Vater bemitleidet sich die ganze Zeit selbst und gibt ständig allen anderen die Schuld an seinem Scheitern. Dann bekommt er Briefe einer unbekannten Frau, die sich ihr zerstörtes Leben von der Seele schreibt. Die Briefe sind voller Wut, Traurigkeit, aber auch Liebe. Obwohl die Briefe nicht an ihn adressiert sind liest er sie und benutzt sie sogar, um daraus einen Bestseller-Roman zu schreiben, über sexuellen Mißbrauch! Und das, wo er selbst so ein richtig tolles männliches Exemplar das Patriachats ist... er hat keinen Respekt vor Frauen, sie sind für ihn nur Objekte der Bedürfnisbefriedigung und um für sein leibliches Wohl zu sorgen. Mir stieg die Galle hoch, als ich die Abschnitte über ihn und seine Schwester gelesen habe... am schlimmsten jedoch fand ich, das er überhaupt nichts verstanden hat, bis zum Schluss nicht, kein bisschen Selbstreflektion! Zoey tat mir so leid, und ich war sehr froh, dass sie es geschafft hat, sich selbst zu helfen und sich von ihren Eltern, ihrem Schwarm und ihrem furchtbaren Arbeitgeber zu befreien.Der Schreibstil der Autorin ist toll, ich konnte alle Gefühle sehr heftig mitfühlen. Als ich mit dem Buch fertig war, hab ich mich wie ausgekotzt gefühlt.Dieser Roman ist sehr unbequem und böse, weil er so realistisch ist. Das, was da beschrieben wird, passiert ständig, und das ist unfassbar traurig. Was muss passieren, damit sich was ändert?