Mathilde lernt 1947 den marokkanischen Ehemann, der im Dienst der französischen Armee gekämpft hat, am Ende des Krieges im Elsass kennen und folgt ihm in seine Heimat. Sie leben zunächst im Haus der Schwiegermutter in der Medina von Meknès, später auf einem heruntergekommenen Hof, auf dem Land, den der Vater dem Sohn hinterlassen hat.
Und genau in dem Moment begriff sie, dass sie eine Fremde war, eine Frau, eine Ehefrau, ein Mensch, der der Gnade der anderen ausgeliefert war.
Das neue Land, die Sitten und Gebräuche verunsichern die junge Frau, stoßen sie ab.
Das Leben ist für das ungleiche Paar nicht leicht, sowohl die Araber als auch die französischen Siedler bleiben distanziert, die Liebe zwischen Mathilde und Amine leidet unter den Lebensbedingungen auf dem Land. Der Alltag ist hart und freudlos. Mathildes Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer, ihre Suche nach Sinnlichkeit werden nicht erfüllt. Sie spürt ihre Machtlosigkeit immer mehr, muss sich den Gesetzen ihres Mannes und des Landes unterordnen.
Die Tochter Aïcha lebt ebenso zwischen zwei Kulturen, besucht eine christliche Schule, wird von den Mitschülerinnen nicht akzeptiert.
Die Stadt Meknès besteht aus der traditionellen Altstadt und einem modernen, europäischen Teil und so ist auch Mathildes Familie hin- und hergerissen zwischen diesen beiden Polen.
Die politische Unruhen Mitte der 50er Jahre erschüttern das Land, die Gewaltbereitschaft wird immer größer und Weil niemand wusste, wer auf welcher Seite stand, herrschte überall Angst.
Vielfältige, faszinierende Charaktere zeigen in diesem Roman das Alltagsleben dieser unterschiedlichen Menschen in den Zeiten des Aufbruchs und Umbruchs in Marokko in den 50er Jahren. Das Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und politischer Haltungen ist spannend und wird von der Autorin in all seiner Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit ausgebreitet.
Ein Buch voller trauriger Poesie, ein literarisches Meisterwerk.
Es ist Teil 1 einer Trilogie der in Frankreich mehrfach ausgezeichneten Autorin, in der sie sich mit der Geschichte ihrer Familie auseinandersetzt.
Übersetzt aus dem Französischen von Amelie Thoma.