Lesehighlight 2025 im Bereich Familiensaga
Seit Clara als junges Mädchen zum ersten Mal ein Stück Schokolade probiert hat, träumte sie davon einmal selbst ein "Lädchen" für derartige Süßigkeiten zu führen. Und tatsächlich gelingt es ihr, diesen Traum in ihrem späteren Leben umzusetzen. Als sie ihren späteren Ehemann Albert Ritter kennenlernt, und dessen Herz als Konditormeister auch für Süßwaren schlägt, gelingt es ihnen 1912 den Grundstein für ihre eigen Schokoladenfabrik Ritter Sport zu legen. Doch trotz aller Erfolge muss vor allem Klara das Unternehmen durch viele Turbulenzen führen. Vom kleinen "Lädle" zum Weltunternehmen Beim Lesen wird schnell klar, dass sich hinter dem Pseudonym Romy Herold, ein sehr versiertes Autorenduo verbirgt, denn an kleiner Stelle merkt man, dass eigentlich zwei verschiedene Personen diese mitreißende Geschichte geschrieben haben, sondern man hat das Gefühl, dass alles aus der Feder einer einzigen Person stammt. Die beiden sind perfekt aufeinander abgestimmt.Die Geschichte beginnt tatsächlich mit den allerkleinsten Anfängen und erzählt eindrucksvoll, wie sich die Grundidee von Clara zu einem Weltunternehmen gemausert hat. Der angenehme Schreibstil führt uns durch über 500 Seiten, die prallgefüllt mit Ereignissen sind. Wir erleben mit, wie die heute bekannte Firma entstanden ist und welche Schwierigkeiten von der überaus starken Persönlichkeit Clara gemeistert werden mussten.Dabei bleibt kein Zweifel, dass Clara Ritter eine sehr bemerkenswerte Frau war. Darüber hinaus wirkt sie zudem sehr sympathisch, genauso wie die meisten Personen, die in ihrem Umfeld lebten und Bestandteil des Romanes sind. Absolut authentisch Diese Familiensaga zeichnet nicht nur authentische Charaktere, sondern bringt im Verlauf auch sehr viele historisch belegte Fakten in den Roman ein. Dieses Gefühl bestätigt sich spätestens, wenn man das ausführliche Nachwort liest. Die dieser Geschichte hervorgehende Recherche ist akribisch durchgeführt und perfekt in den Roman eingearbeitet.Ebenso professionell wie die Recherche ist auch der Aufbau der Saga. Das Buch ist übersichtlich strukturiert in drei große Teile mit übersichtlichen einzelnen Unterkapiteln. Dem schließt sich das aufschlussreiche Nachwort, das lückenlose Personenregister und eine sehr ausführliche Quellenangabe an.Auch das der Roman im Schwäbischen spielt, wird durch den gelegentlichen Einsatz des dortigen Dialektes, realistisch in Szene gesetzt. Schokolade steht nicht im Vordergrund Da wir in diesem Buch die lange Entstehungsgeschichte des heutigen Unternehmens um die bekannte quadratische Schokolade finden, umfasst dieser Roman einen sehr großen Zeitabschnitt. Sieht man vom einführenden Prolog aus dem Jahre 1888 ab, deckt das Buch die Zeit von 1897- 1954 ab. Dadurch bedingt kommt es zu mehr oder weniger großen Zeitsprünge, die mir vor allem gegen Ende manchmal etwas zu groß waren. Gerne hätte ich noch das ein oder andere in den fehlenden Jahren erfahren.Während man über die Produktion der Schokolade kaum etwas erfährt, packt Romy Herold viele wichtige Themen der damaligen Zeit an. Natürlich spielen die beiden Weltkriege dabei eine wichtige Rolle und wie es dem Geschäft Ritter dabei so ergangen ist. Demzufolge erfahren wir auch vieles über den Judenhass und deren Zwangsenteignung. Dies wird vor allem am Beispiel des Ehepaares Mannheimer verdeutlicht, die in einer besonderen Beziehung zu den Ritters stehen. Diese Schilderungen gehen dem Leser richtiggehend unter die Haut. Doch auch die Geschichte des Findelkindes Victor ist spannend im Buch eingearbeitet. Fazit: Ich bin von dieser umfangreichen Familiensaga absolut begeistert und kann sie nur jedem Liebhaber von derartigen historischen Romanen ans Herz legen. Definitiv ein Lesehighlight des Jahres 2025.