Aihui Ying träumt davon, Ingenieurin zu werden, genau wie ihr Vater, der geniale Erfinder Aihui Shan-jin. Doch als Frau steht ihr kein Weg in die Ingenieursgilde offen. Als ihr Vater von einem Attentäter ermordet wird, geht sie dennoch das Risiko ein und heftet sich an seine Fersen. Verkleidet als Junge verschafft sie sich die Gunst eines Prinzen und nimmt am Lehrlingswettstreit der Ingenieursgilde teil, um mehr über die Arbeit ihres Vaters zu lernen, für die er sein Leben ließ. Doch was sie aufdeckt, als sie sich immer tiefer in höfische Intrigen verstrickt, übersteigt ihre schlimmsten Albträume und ein ausbrechender Krieg ist gerade erst der Anfang... Amber Chen hat mit dem "Sturz des Drachen" eine ungewöhnliche, überraschende Geschichte begonnen. Inspiriert von asiatischer Mythologie und Kultur entspinnt sich hier eine leise feministische Steampunk-Erzählung, genannt Silkpunk. Echte Drachen gibt es zwar leider nicht, aber um die geht es auch gar nicht. Viel eher um Yings spannende Reise, um Intrigen, Krieg, Innovation, Wissbegier und Rache. Wir begleiten Ying über mehrere Monate, doch so lang fühlt sich das Buch gar nicht an. Viel zu fasziniert ist man von unglaublichen Erfindungen, mechanischen Wesen und majestätischen Luftschiffen (á la The Hurricane Wars).Hintergrundgeschichte zur Welt und ihrem Aufbau gibt es, allerdings vermisst das Reich der neun Inseln, das ja nun mal der Handlungsort ist, einige Details, wie zum Beispiel eine Karte, die alles noch mal lebendiger gemacht hätte. Stattdessen liegt der Fokus auf dem Wettstreit der Ingenieure, in dem sich Ying behaupten muss. Auch wenn nicht auf jeder Seite die nächste Enthüllung gewartet hat, war die Reise mit Ying und ihren Freunden ein fesselndes Erlebnis, eine Fantasy, die mit all ihren Intrigen am Hofe auch politisch und kritisch ist und Machhaber wie Machtgier hinterfragt, die eine Liebesgeschichte schreibt, ohne sie in den Vordergrund zu stellen, die dem Leser keine Erkenntnis vorwegnimmt und sich dadurch auf der Ebene der Protagonisten absolut real anfühlt. Ein Happy End sucht man hier vergebens, aber es war ja auch erst der Anfang einer vielversprechenden Reise, ich freue mich darauf, schon bald wieder mit Ying in luftige Höhen zu reisen.