Du wolltest doch auf den Ponyhof! tja, das dachte ich auch, als ich das Buchcover sah. Erwartet hatte ich eine lockere Ponyhof-Romantik, vielleicht mit einem Hauch Bullerbü-Idylle. Bekommen habe ich stattdessen einen humorvollen, manchmal herrlich überdrehten Ritt durch die bitter-süße Realität von Familienurlauben mit kleinen Kindern. Judith Luig schreibt, als säße sie mit einem Kaffee (wahrscheinlich kalt geworden) am Küchentisch und würde einem die besten Anekdoten servieren ehrlich, charmant und immer mit einem Augenzwinkern.
Man fühlt sich sofort ertappt, wenn der Plan diesmal wird alles entspannt schon auf Seite 10 zerschellt. Es ist tröstlich, zu lesen, dass selbst die abenteuerlichsten Ferienpläne (Eltern mitnehmen! Robinson-Club! Nordsee im April!) regelmäßig im Chaos enden. Trotzdem schafft es Luig, diesen Wahnsinn so humorvoll zu verpacken, dass man als Leser das eigene Urlaubstrauma plötzlich viel gelassener sieht.
Besonders witzig fand ich ihre Beschreibungen der familienhoteltauglichen Selbstaufgabe man spürt förmlich, wie sie innerlich schreiend den Wellnessbereich anstarrt, während der Nachwuchs sich am Basteltisch festklebt. Auch das ewige Scheitern an der Erwartung, als Paar mal wieder zueinander zu finden, trifft sie mit einer Mischung aus Ironie und liebevoller Resignation auf den Punkt.
Stellenweise hätte ich mir allerdings etwas mehr Tiefgang gewünscht. Die Geschichten sind lustig, keine Frage, aber manchmal wirkte es, als würde Luig den schnellen Gag über die emotionale Tiefe stellen. Trotzdem: Wer selbst Kinder hat (oder hatte) und bei dem das Wort Urlaub eher für leichtes Zucken sorgt, wird sich hier wiederfinden und dabei schmunzeln, laut lachen und am Ende seltsam erleichtert das Buch zuklappen.
Kein Ponyhof also aber ein sehr unterhaltsamer Erlebnisbericht, der genau das richtige Maß an Selbstironie und Herz mitbringt. Vier solide Sterne, weils mit Augenzwinkern genau den Nerv trifft, auch wenn ich mir vom Cover her anfangs was anderes vorgestellt hatte.