Mitten hinein in die dramatische Kulisse des Zweiten Weltkriegs katapultiert einen Helen Parusel mit einer Wucht, dass man beim Lesen fast das Knirschen des Schnees unter den Stiefeln hört und den salzigen Fjordwind im Gesicht spürt. Die Geschichte von Laila, die eigentlich nur eins will ihr Leben selbst bestimmen und für ihr Kind kämpfen entwickelt sich so packend, dass das Buch kaum aus der Hand gelegt werden kann. Und nein, das ist keine leere Floskel.
Normalerweise halte ich mich bei historischen Romanen gern mal auf Abstand, weil die Gefahr besteht, dass sie sich in endlosen Beschreibungen verlieren. Hier ist das anders. Jede Szene hat Gewicht, nichts ist überflüssig. Die Balance zwischen großen historischen Ereignissen und der ganz persönlichen Tragödie von Laila ist perfekt getroffen. Besonders beeindruckend: diese unaufdringliche, aber klare Sprache, die einem den Schrecken des Krieges genauso spüren lässt wie die Wärme der Liebe, die Laila für ihr Kind empfindet.
Und dann Josef ein deutscher Soldat, der so gar nicht in die Schublade passt, in die man ihn stecken will. Parusel traut sich, Grautöne zuzulassen, ohne die historischen Tatsachen weichzuspülen. Das macht die Figuren glaubwürdig und sorgt dafür, dass man ihnen emotional komplett verfällt.
Was mich echt erwischt hat: die Intensität, mit der der Roman die Perspektive der Frauen im besetzten Norwegen beleuchtet. Keine Heldinnen mit wehenden Fahnen, sondern echte, verletzliche, starke Menschen, die alles riskieren. Laila ist keine Figur, die man nach dem Zuschlagen des Buches einfach vergisst. Sie bleibt hängen, so wie der Fjord, der Wind und die eisige Kälte, die fast körperlich spürbar wird.
Kurz gesagt: Ein Roman, der Herz, Geschichte und Spannung so kunstvoll verknüpft, dass man am Ende das Gefühl hat, selbst ein Stück durch den Schnee marschiert zu sein. Ganz großes Kopfkino.