Mit Büchern kann man eine Welt umarmen dieses hier tut genau das. Tillys Jahr ist eine kleine Landkarte für gebrochene Herzen, vollgepackt mit Orten, Gerüchen und Geschichten, die sich wie Pflaster auf die Seele legen. Beim Lesen merkte ich, wie sich etwas in mir entspannte: das langsame Einatmen nach einem Sturm. Libby Page erzählt nicht pathetisch, sondern mit einer warmen Hand, die einem liebevoll über den Rücken streicht, wenn man aufwacht und merkt, dass die Welt weiterläuft.
Tillys Trauer ist nicht die Hauptfigur, aber sie bleibt stets spürbar echt, roh und trotzdem hoffnungsvoll. Die Kapitel sind kleine Reisen: ein Café in Paris, die Hügel der Toskana, ein Strand auf Bali und jedes Geschenk von Alfie ist wie eine Nadel im Kompass, die Tilly wieder in Richtung Leben weist. Mich haben besonders die leisen Beobachtungen gefangen: wie Bücher Nebengeräusche aus dem Alltag herausheben, wie Lachen wieder erlernt wird und wie Fremde zu Verbündeten werden. Das ist kein kitschiges Trostpflaster, sondern ehrliche Arbeit am eigenen Glück.
Humor und Herz sitzen hier dicht beieinander. Manchmal schmunzelt man, manchmal schluckt man und oft genug fühlt es sich an, als würde man mit einem alten Freund auf der Couch sitzen und sich Geständnisse ins Ohr werfen. Am Ende steht nicht die große Lebensweisheit, sondern die simple Wahrheit: Lesen kann retten. Ein Buch, das tröstet, mutig macht und dabei so sanft bleibt, dass man es am liebsten verschenken möchte am besten an jeden, der gerade noch sucht.