Mit "Haribo - Goldene Zeiten brechen an" (Band 2 der Dilogie) hatte ich spannende Lesestunden. Das Miterleben der Unternehmensgeschichte von Haribo und die Einblicke in die Lebensverhältnisse im Bonner Raum während und nach dem 2. Weltkrieg fand ich faszinierend. Und beim Lesen habe ich gerne ein paar Goldbären genascht. Darum geht es:Der historische Roman erzählt die bewegte Geschichte der Haribo-Unternehmerfamilie Riegel während des Zweiten Weltkriegs bis in die Nachkriegsjahre hinein (1939 bis 1960). Im ersten Band haben wir erfahren, wie der Bonner Bonbonmacher Hans Riegel zusammen mit seiner Frau Gertrud das Unternehmen aufgebaut hat. Band 2 knüpft nahtlos an den Vorgängerband an. Mit Kriegsbeginn 1939 brechen dunkle Zeiten an, die beiden Söhne müssen an die Front. Den Eltern gelingt es, das Unternehmen durch die Produktion wie Salmiakpastillen und Brustkaramellen (die als kriegswichtige Produkte eingestuft werden) am Laufen zu halten und Arbeitsplätze zu sichern. Hans Riegel wird schließlich gezwungen, der NSDAP beizutreten, um weiterhin Rohstoffe für die Produktion zu bekommen - ein schwerer Schritt, der die moralischen Dilemmata jener Zeit widerspiegelt. Dann erschüttert ein tragisches Ereignis die Familie.Nach Kriegsende kämpft Geschäftsführerin Gertrud Riegel darum, von den Alliierten eine Produktionsgenehmigung zu erhalten. Unterstützung erhält sie von ihrer Tochter Anita, die ihre eigenen Träume zurückstellt, um beim Erhalt des Familienbetriebs zu helfen. Mit Anitas Sprachkenntnissen und dem großen Engagement der beiden Frauen gelingt der Neuanfang. Anita findet zunehmend Gefallen an ihrer Rolle im Unternehmen.Mit der Rückkehr der Söhne Hans und Paul aus der Kriegsgefangenschaft beginnt eine neue Ära. Doch die Frage, wie es mit Haribo weitergehen soll, führt zu Spannungen innerhalb der Familie. Unterschiedliche Visionen für die Zukunft des Unternehmens stellen den Zusammenhalt der Familie auf die Probe. Meine Meinung: Das Buch ist in einem flüssigen, leicht lesbaren Stil geschrieben. Die Hauptfigur Gertrud war mir sympathisch. Hans und die Söhne sind mir leider recht fremd geblieben. Besonders gefallen hat mir die Entwicklung von Tochter Anita. Andere Figuren fand ich jedoch etwas blass und teils zu klischeehaft gezeichnet.Ich fand es spannend zu lesen, wie die Familienmitglieder mit schwierigen moralischen Entscheidungen umgegangen sind (z. B. das Beschäftigen von Zwangsarbeitern in der Fabrik). Der Roman erzählt lebendig, wie aus einem Sack Zucker im Familienbetrieb ein Weltkonzern wurde. Ein Höhepunkt ist die Entstehung des legendären Haribo-Goldbären (ein Symbol für den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands), der 1960 auf den Markt kam. Mein Fazit:Der Roman bietet eine mitreißende Familien- und Firmengeschichte über Mut, Zusammenhalt, Verlust und unternehmerische Weitsicht in herausfordernden Zeiten der deutschen Geschichte. Mir hat allerdings Band 1 der Saga etwas besser gefallen. Hintergrundinfo:Der Roman wurde nicht von der Familie Riegel autorisiert. Der Haribo-Konzern hat sogar vor Gericht Klage gegen den Penguin-Verlag wegen Markenrechtsverletzung durch den Buchtitel eingereicht ("unter dem Gesichtspunkt des Bekanntheitsschutzes und der Verwechselungsgefahr"), den Prozess jedoch vor dem Hamburger Oberlandesgericht verloren: "Die Kunstfreiheit geht vor", sagt das Urteil. Es handelt sich um ein fiktives Werk, bei dem die Autorinnen (Christiane Omasreiter und Katharina Scheck, die hier unter dem Pseudonym Katharina von der Lane schreiben) zwar gründlich die historischen Fakten recherchiert haben, sich jedoch die künstlerische Freiheit genommen hat, fiktive Elemente und eigenständige Charakterinterpretation in die Geschichte einzuweben. So ist im Vorspann des Romans zu lesen, dass keine Lizenzbeziehung mit dem Haribo-Unternehmen bestehe.