Von zerfallenen Träumen

Nicht ganz so spannend

Ein klassischer Krimi um einen Privatermittler und sein Team. Es wird eine Frauenleiche in seltsamer Pose gefunden: Sie sitzt auf einem Stuhl mitten in einem Raum einer leerstehenden Wohnung. Keiner weiß, wer die Tote ist. Es gibt lediglich einen Hinweis: Die Aufnahmen der Überwachungskamera zeigen, dass Nik Pohl im Haus gewesen ist."Von zerfallenen Träumen" ist der vierte Band um den Ermittler Nik Pohl, der sich privat auf die Spur gefährlicher Verbrecher macht.Die Kripo findet eine unbekannte Frauenleiche, die mitten in einem leeren Raum auf einen Stuhl sitzt. Es gibt keine Hinweise, wer die Frau gewesen oder woher sie gekommen ist. Nur auf der Aufnahme der Überwachungskamera des Hauses ist Privatermittler Nik Pohl zu sehen. Damit gerät Pohl ins Zentrum der Ermittlungen.Obwohl es der vierte Teil der Krimi-Reihe um Nik Pohl ist, habe ich gut hineingefunden. Die Fälle sind in sich abgeschlossen, nur der Rahmen baut auf einer groben Gesamthandlung auf und bei den Figuren hat es mir etwas an Hintergrundwissen gefehlt.Nik Pohl gehört einen, ich nenne es mal, Ermittlungsnetz an. Es gibt Jon, der als Schirmherr die Einsätze überwacht und dem Anschein nach über Unsummen von Geld verfügt. Außerdem wird Nik der Pathologe Balthasar zur Seite gestellt, mit dem er sich sogar eine Wohnung teilt.  Dieses Trio fand ich nett und hat dem Krimi eine freundliche Note verliehen. Balthasar ist ein Original. Auf der einen Seite wirkt er etwas weibisch auf mich, andrerseits lässt er zeitweise den knallharten Typen raushängen, wenn es um Berufliches geht. Autor Alexander Hartung hat diese Wesenszüge gekonnt aufeinander abgestimmt, sodass ein sympathischer Charakter entsteht.Von Jon erfährt man nicht viel. Er sitzt irgendwo und überwacht Einsätze und Ermittlungen mittels Computer oder Smartphone aus der digitalen Welt heraus. Er ist seinem Duo aus Ermittler und Pathologe freundschaftlich verbunden, bereitet vor, bezahlt und sorgt dafür, dass Einsätze glatt über die Bühne gehen.Hauptfigur Nik Pohl zählt zu den Typen, die ich weniger mag. Er hat schon etwas von einem Superhelden, weil er allen anderen überlegen scheint. Er ist tough, schläft lange, gönnt sich ein Gläschen und ihm umgibt eine leicht schmutzige Aura in James-Bond-Manier. Trotzdem fand ich ihn sympathisch, weil er menschliche Züge hat und mit seinen Aktionen nicht immer auf der Sonnenseite landet.Die Krimihandlung ist souverän eingefädelt. Als Leser ist man beim Mord an der jungen Frau zu Beginn live dabei, was für mich auf das Lesevergnügen drückte. Dadurch ist man Nik Pohl weit voraus und ahnt rasch, in welche Richtung sich die Ereignisse drehen.Dafür folgt im weiteren ein spannender Fall, der mit Wendungen und Motiven überrascht sowie interessante Zusammenhänge aufdeckt. Es war auf jeden Fall ansprechend und hat insgesamt kriminellen Lesespaß gebracht.Gestört haben mich zwei Punkte. Die Fülle an beteiligten Personen war nicht immer überschaubar. Das kann daran liegen, dass ich die vorherigen Bände nicht kenne. Außerdem hat mich der mysteriöse Geldfluss aus Jons geheimer Quelle irritiert. Es wäre wissenswert zu erfahren, woher das ganze Geld kommt und warum der Mann diesen finanziellen Aufwand betreibt.Der Erzählstil ist packend aufgebaut. Alexander Hartung wechselt dazu die Perspektiven, lässt den Leser viele Passagen aus den Blickwinkeln der jeweiligen Figuren sehen und baut neben freundschaftlichem Geplänkel passende Thriller-Elemente ein, die sich zu einem passablen Krimi vereinen.Meiner Meinung nach ist "Von zerfallenen Träumen" ein klassischer Krimi um einen Privatermittler und sein Team, der mit souveränen Thriller-Elementen die Spannung hebt und aufgrund der ausgeklügelten Handlung interessant zu lesen ist. Ich denke, dass Krimi-Freunde damit eine gute Reihe gefunden haben. Bisher in der Nik-Pohl-Reihe erschienen:1) Auf zerbrochenem Glas2) Von gleichem Blut3) Von zerfallenen Träumen4) Vom Ende der Stille