"Frau Hempels Tochter" von Alice Berend ist ein bemerkenswerter Gesellschaftsroman des frühen 20. Jahrhunderts, der sich mit feinem Humor und psychologischer Tiefe dem Leben der Berliner Mittelstands- und Bürgerfamilien widmet. Im Zentrum steht das spannungsreiche Verhältnis zwischen Mutter und Tochter, das vor dem Hintergrund sozialer Wandlungsprozesse, urbaner Erlebnisse und weiblicher Emanzipationsbestrebungen vielschichtig beleuchtet wird. Berends präzise Beobachtungsgabe, ihr pointierter Stil und die überzeugende Figurenzeichnung machen das Werk zu einem literarisch herausragenden Zeitdokument, das die Entwicklungen weiblicher Identität auf originelle Weise wiedergibt. Alice Berend, geboren 1876, zählt zu den bedeutenden Autorinnen der Weimarer Republik. In ihren Werken, die häufig satirische und gesellschaftskritische Töne anschlagen, spiegelt sich ihre eigene Erfahrung als intellektuelle Frau im Berlin der Jahrhundertwende wider. Berends scharfsinnige Beobachtungen und ihr Engagement für soziale Fragen fließen in ihre Literatur ein; vermutlich waren es sowohl persönliche Erlebnisse als auch die turbulenten politischen und gesellschaftlichen Umbrüche ihrer Zeit, die sie dazu motivierten, die Lebenswirklichkeit von Frauen literarisch zu ergründen. "Frau Hempels Tochter" ist allen zu empfehlen, die sich für soziale Geschichte, literarische Frauenbilder und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen interessieren. Das Buch liefert nicht nur wertvolle Einblicke in seine Epoche, sondern besticht auch durch eine frische, zeitlose Sprache und die humorvolle Darstellung alltäglicher Konflikte.