Stoffwechsel und Migräne aus heutiger Sicht
Heute wissen wir, dass nicht nur die Harnsäure an der Stoffwechselvergiftung beteiligt ist, welche sich in den Migräneanfällen periodisch entlädt. Es ist eine Vielzahl anderer organischer Säuren beteiligt, welche der Stoffwechsel, die Leber, nicht abbauen und entgiften kann, so dass sie sich im ganzen Körper in der Matrix, der Zwischenzellsubstanz des zarten Bindegewebes ablagert und dieses in derselben Weise verschlackt, wie dies für die Harnsäure beschrieben wurde. Doch scheint die Harnsäure nicht nur für das Rheuma, die Gicht, sondern auch für Migräneanfälle eine zentrale Rolle zu spielen.
Haig und Bircher-Benner haben früh die Ursache der Migräne, die in der Überlastung des Stoffwechsels mit Toxinen liegt. verstanden.
Grosse Bedeutung haben bakterielle Endotoxine aus einem kranken Milieu im Darm .
Darauf baut die seit vielen Jahrzehnten bewährte Therapie auf, welche in diesem Buch beschrieben ist. Heute wissen wir, dass auch oxydativer Stress an der Migräne ursächlich beteiligt ist. Oxydativer Stress entsteht durch die allgemein verbreitete Fehlernährung und ungesunde Lebensweise. Dabei bewirken, wie schon erwähnt, so genannte R.O.S. (reactive oxygen species), hochreaktive, saure Stoffwechselprodukte, dass das grosse Ganglion des Trigeminusnervs CGRP (calcitonin gene-related peptide) ausschüttet, welches sowohl die Produktion des Radikals Stickoxyd (NO) mit extrem gefässerweiternder Wirkung, als auch Entzündungsmediatoren (Zytokine, Tumor Nekrose Faktor ) veranlasst und dadurch am Entstehen des Migräneanfalls beteiligt sind , , , .
Oxydativer Stress schädigt die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, in welchen die Glukose abgebaut wird, zur Synthese energiereicher Phosphate für den Stoffwechsel. Gesunde Menschen haben rund 1500 Mitochondrien pro Zelle. Oxydativer Stress entsteht in erster Linie durch Fehlernährung und unangepasste Lebensweise, Toxine und elektromagnetische Strahlenbelastung. Dabei ist man nur noch wenig belastbar, fühlt sich erschöpft und ist für neurodegenerative Krankheiten wie Demenz, Parkinsonkrankheit, Neuropathien, multiple Sklerose, für andere degenerative Krankheiten und Krebs gefährdet.
Kopfschmerz ist ein prominentes Symptom bei Patienten, die durch oxydativen Stress geschädigt sind. Am häufigsten leiden sie an Migräne , seltener an Spannungskopfschmerzen, an Trigeminusneuralgie. Leiden sie an Migräne, so dauert die Aura oft besonders lang oder sie leiden an Sehstörungen nach dem Anfall. Bei diesen Migränepatienten empfehlen die Wissenschaftler diätetische Massnahmen und die Gabe von Vitaminen und Antioxydantien . Die antioxydative Wirkung der vegetabilen Frischkost (Rohkost), wie in diesem Buch beschrieben, ist sehr stark, durch den hohen Gehalt an antioxydativen sekundären Pflanzenstoffen (Phytochemicals). Diese sind im Bircher-Benner Handbuch Nr. 4: Frischsäfte, Rohkost und Früchtespeisen eingehend beschrieben, mit Tabellen zur praktischen Anwendung. Diese Diät ist eine absolute Bedingung für die Heilung der Migräne. Allen Migränepatienten empfehlen wir dringend die Lektüre dieses Buches.
Die Migräne ist heute bei Kindern das häufigste Schmerzsyndrom. Vitamin D-Mangel ist heute weit verbreitet und ist mit der Migräne assoziiert. Wird er bei Kindern mit Migräne behoben, so vermindert sich die Häufigkeit, die Schwere und die Dauer der Kopfschmerzanfälle . Als Risikofaktoren für die kindliche Migräne gelten heute: Adipositas, eiweissreiche Ernährung mit viel Fleisch, Alkohol und Kaffeekonsum, schwierige Familienverhältnisse, Mangel an physischer Aktivität, physischer oder emotionaler Missbrauch, Kränkung durch Gleichaltrige, unfaire Behandlung in der Schule und ungenügende Freizeit. Nicht Triptane werden bei Kindern befürwortet, sondern das Angehen dieser Probleme, der Ernährung und des Lebensstils , .
Auch bei High-School Studenten wurden ursächliche Faktoren des Lebensstils für die Migräne identifiziert: hoher Konsum von Cocktails, Kaffee, Rauchen, Bewegungsmangel, schmerzhafte Nackenverspannungen, chronischer Stress , , .
Allein der Verzicht auf Kaffee verbesserte das Ansprechen auf Triptan um 50% . Hohe Cholesterin- und Triglycerid Spiegel im Blut sind, hoher Konsum von Fett, Fettleibigkeit, Insulinresistenz, Konsum von Alkohol, Kaffee und Koffeinhaltigen Getränken, orale Kontrazeptiva, Rauchen und Stress, Hunger und übertriebener Sport sind anerkannte Risikofaktoren der Migräne . Menschen mit melancholischer Stimmungslage und emotionaler Depression sind für Migräne gefährdet , . Dem entsprechend leiden Patienten mit chronischer Migräne vermehrt an Bluthochdruck, Hypercholesterinämie, Insulinresistenz, koronarer Herzkrankheit, Herzinfarkt und an chronischen Entzündungen des Zahnfleisches (Parodontose). Es wird vermutet, dass diese Entzündungen zur Überreizung des Trigeminus beitragen .
Handbuch für Kopfschmerzen und Migräne: Diesem Handbuch liegt das Wissen und die jahrzehntelange Erfahrung aus einem ärztlichen Zentrum modernster Heilkunst, der weltberühmten Bircher-Benner-Klinik, heute Medizinisches Zentrum Bircher-Benner, zu Grunde. Dem Kranken ist dieses Buch eine grosse Hilfe für seine aktive Mitarbeit auf seinem Weg zur Heilung und Vorbeugung der Krankheit. Es ermöglicht ihm den Einblick in die wissenschaftlichen Grundlagen und Ursachen seiner Krankheit und gibt ihm wertvolle Anleitungen für die Diätetik, die Pflege und physikalischen Anwendungen in die Hand. Das Buch erklärt die Diätetik in aufbauenden Stufen, bereit zur einfachen praktischen Anwendung und ist mit wohlschmeckenden, erprobten, abwechslungsreichen Diätrezepten aus der Bircher-Benner-Klinik ausgestattet. Für den Arzt ist dieses Buch eine grosse Zeitersparnis und eine wertvolle Hilfe bei der Führung seiner Patienten.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Vielerlei Kopfschmerzen, vielerlei Ursachen
Kopfschmerz durch Stoffwechselüberlastung
Kopfschmerz durch hohen Blutdruck
Die Arteriosklerose
Kopfschmerz des herzkranken Menschen
Störungen der Leberfunktion
Ein kranker Magen-Darmtrakt
Ungewöhnliche Befunde als Kopfschmerzursache
Kopfschmerz durch Entzündungen des Dünndarms
Kopfschmerz durch den kranken Dickdarm
Kopfschmerz bei chronischen Nierenkrankheiten
Die Hirnhautentzündung
Geisteskrankheiten
Seelische Leiden, Erschöpfung, Trauer, Überforderung, Verstimmungen oder überfordernde Denkarbeit
Der Schwermütige
Hitzschlag und Sonnenstich
Unfälle und Hirnerschütterung
Infektionskrankheiten
Kopfschmerzen entstehen nicht selten durch die Augen
Der Nackenschmerz
Der neuralgische Kopfschmerz
Die Gürtelrose
Der Kopfschmerz bei Allergie
Zwei Beispiele von Kopfschmerzpatienten
Der Clusterkopfschmerz
Epidemiologie des Clusterkopfschmerzes
Ursachen des Clusterkopfschmerzes
Die Diagnose des Clusterkopfschmerzes
Auslösende Faktoren
Die Therapie des akuten Anfalls
Die medikamentöse Therapie zur Vorbeugung der Anfälle
Komplementärmedizinische Therapie des Clusterkopfschmerzes
Die Ordnungstherapie des Clusterkopfschmerzes
Die Migräne
Der Stoffwechsel und das vegetative System
Der Typus des Menschen mit Migräne
Migräneäquivalente Krampfkrankheiten
Die Lebensgeschichte des Migränepatienten
Frühfall und Spätfall der Migräne
Herdinfektion und Allergie
Der intestinale Herd
Erscheinungsformen und Arten der Migräne
Die Vorbotenphase
Die Aura
Die Kopfschmerzphase
Die Phase der Rückbildung
Die Migräne ohne Aura
Die familiäre hemiplegische Migräne
Die sporadische hemiplegische Migräne
Die Basilarismigräne
Die vestibuläre Migräne
Die retinale Migräne
Die periodenabhängige Migräne
Die chronische Migräne
Der Status migränosus
Der Migräneinfarkt
Die Migralepsie
Visual snow (Schneesehen)
Epidemiologie der Migräne
Die Diagnose der Migräne
Wissenschaftliche Untersuchungen zur Ursache der Migräne
Die vaskuläre Hypothese
Die Übererregbarkeitshypothese
Vererbung
Die Hypothese der Stoffwechselvergiftung als Ursache der Migräne
Stoffwechsel und Migräne aus heutiger Sicht
Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten und Migräne
Der Einfluss eines kranken Darmes auf das Gehirn, die «Gut-Brain-Axis»
Schwermetallvergiftung und Migräne
Schlafmangel als Teilursache der Migräne
Studien zu den auslösenden Faktoren des Migräneanfalls
Die offizielle medikamentöse Therapie der Migräne
Die medikamentöse Akuttherapie des Migräneanfalls
Die Triptane
Mutterkornalkaloide
Antiemetika
Antiepileptika
Kortikoide
Opium-Alkaloide und andere Schmerzmittel
Die offizielle medikamentöse Intervalltherapie
Betablocker
Calciumantagonisten
Antiepileptika
Monoklonale Antikörper
Antidepressiva
Naproxen
Weitere Medikamente dritter Wahl
Pflanzliche Mittel zur Intervalltherapie
Nahrungsergänzungsmittel, Magnesium
Die medikamentöse Therapie im Kindesalter
Die homöopathische Therapie des Migräneanfalls
Primär- und Sekundärwirkung
Die Gate-Control Theorie
Die Akupunktur
Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)
Die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen
Die Bindegewebsmassage
Das autogene Training
Die Neuraltherapie nach Huneke
Die non-invasive Nervus Vagus Stimulation
Die Ordnungstherapie zur Verhütung und Heilung der Migräne
Die diätetische Therapie
Zeitordnung, Bewegung, Ruhe, Wasseranwendungen
Medikamente während der Ursachentherapie
Die seelische Behandlung des Migränepatienten
Was im Migräneanfall zu tun ist
Einige Beispiele zur Therapie der Migräne
Die Verhütung der Migräne
Speisezettel
Teefasten und Frischsäftefasten
Früchtetage
Besondere Früchtefasten-Formen
Beispiele für den wöchentlichen Rohkosttag
Einteilung des Rohkost-Speisezettels nach jeweiliger Saison
Einkostnahrung
Heildiät für Migränepatienten, Speisezettel für die Dauerkost
Fettarme Diät (bei Migränepatienten als Dauerkost)
Fettlose Diät (bei Migränepatienten und Leber-Gallenerkrankungen)
Diät bei Verstopfung
Diät bei Durchfall
Vegane Diät (Allergiker mit Migräne)
Salzlose Diät (für Kopfwehpatienten mit Nierenleiden und bei erwünschter
Entwässerung)
Rezepte
Säfte
Fruchtsäfte
Gemüsesäfte
Kartoffelsaft
Schleim als Zusatz zu Säften
Gesundheitstees
Birchermüesli
Rohgemüse und Salate
Salatsaucen
Zum Rohgenuss geeignete Gemüse und die dazu passenden Kräuter und Saucen
Milcharten
Butter, Pflanzenfette und Öle, schonendes Kochen und Dämpfen
Eier
Quark- und Käsegerichte
Suppen
Gemüse
Salate von gekochten Gemüsen
Kartoffelgerichte
Getreidespeisen
Belegte Brötchen
Saucen
Desserts
Hydrotherapie und Nackengymnastik
Rezeptverzeichnis
Literaturnachweis
Stichwortverzeichnis