Der Roman Im Silberlicht der Angst von Anna Helene Claus erzählt die Geschichte von Anne, einer jungen Frau, die an einen toxischen Partner gerät. Als er sie nach einer jahrelangen Beziehung plötzlich und ohne Vorwarnung verlässt, gerät sie in eine Spirale aus Angst, Hilflosigkeit und Unsicherheit. Erst als eine Bekannte ihr dringend eine Therapie empfiehlt, folgt sie dem Rat und begibt sich in eine Klinik. Durch Annes Gespräche mit ihrem Therapeuten und entsprechende Rückblicke erfuhr ich das ganze Ausmaß dessen, was Anne durchgemacht hat. Das war nicht leicht zu lesen, fragte ich mich doch immer, warum sie sich das alles gefallen lässt. Aber sie ist schwach und unsicher und fand zu der Zeit keinen Ausweg.
Die Autorin schreibt in einer wunderbaren, bildhaften Sprache, die ich bereits aus ihren Erzählungen und Gedichten kenne. Annes Gefühle werden dabei detailliert beschrieben und klar ausgedrückt. Ich konnte die Gefühlslage von Anne gut nachempfinden.
Für mein Empfinden haben diese Beschreibungen der Gefühle der Protagonistin jedoch einen breiten Raum erhalten. Es hat sich beim Lesen etwas gezogen. Ich wollte gern wissen, wie die mysteriösen Vorfälle zustande kamen und wie es weiterging, musste mich aber gedulden.
Insgesamt hat mir das Buch gefallen, zeigt es doch sehr eindrucksvoll, wie schnell ein Mensch in eine psychische Abhängigkeit von einem anderen Menschen gelangen kann und wie schwer es ist, sich daraus zu befreien. Es zeigt aber auch, dass man sich Hilfe holen kann und dass die Wiedererlangung der eigenen Unabhängigkeit prinzipiell möglich ist.