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Tonsiastrus

Eine jesuitische Schulkomödie

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Taschenbuch
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Ein Dorfgasthaus - und alle sprechen Latein: der Wirt namens Tonsiastrus, seine beiden Angestellten und drei Gymnasiasten, die hier einkehren. Heute unvorstellbar, aber kein Grund zum Lachen für die Schüler des Rhetoriklehrers Anton Claus, der 1730 die Komödie Tonsiastrus im Münchner Jesuitengymnasium auf die Bühne brachte. Seine Schüler lernten ja, die »tote« Sprache in allen Lebenslagen anzuwenden. Witzig war die Situation als solche: Die drei Gymnasiasten hatten im Wirtshaus nämlich nichts zu suchen, für sie galt das Jugendschutzgesetz, das zu dieser Zeit Wirtshausverbot hieß. Es sind also keine Musterknaben, die auf einen Wirt treffen, dessen Name »Beutelschneider« bedeutet. Am komischsten aber wirkt damals wie heute, wie Claus die klassische Rhetorik ins Gasthaus bringt. Während der Wirt Reden von Cicero verwurstet, spricht der junge Kellner Dromulus ein vorbildliches Latein. Ihm galten die Sympathien des Autors, der einem so guten Lateinsprecher sicher gern einen Platz im renommierten Jesuitengymnasium gegeben hätte. Denn das ist das Thema des Stücks: zeigen, was Sprache vermag.

Tonsiastrus ist ein herrliches Zeugnis des Schultheaters der Jesuiten, die über Jahrhunderte die führende Elite des Landes erzogen und den Geist des Volkes prägten. Mit sattem Sprachwitz und hinreißendem Humor gelingt es Anton Claus, nicht nur sein damaliges Publikum, sondern auch uns heutige Leserinnen und Leser zu begeistern.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
02. Mai 2024
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
272
Reihe
Friedenauer Presse Wolffs Broschur
Autor/Autorin
Anton Claus
Übersetzung
Christian Hecht
Nachwort
Christian Hecht
Weitere Beteiligte
Christian Hecht
Verlag/Hersteller
Originalsprache
lateinisch
Produktart
kartoniert
Gewicht
320 g
Größe (L/B/H)
177/119/25 mm
ISBN
9783751880152

Portrait

Anton Claus

Christian Hecht


, 1965 in Weimar geboren, ist Professor für Kunstgeschichte. Er lehrt an der Universität Erlangen-Nürnberg sowie an der Yunnan Arts University in Kunming. Sein besonderes Interesse gilt lateinischen Quellenschriften. Außerdem ist er Mitarbeiter des Weimarer Stadtmuseums. Hecht erhielt u. a. den Hans-Janssen-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und den Thüringer Kulturpreis.

Anton Claus


, 1691 in Kempten geboren, trat 1711 in den Jesuitenorden ein, wo er schon bald seine schriftstellerischen Fähigkeiten bewies. Bekanntheit erlangten besonders seine Komödien und kleineren Stücke, die 1750 erstmals im Druck erschienen. Ihr klarer Stil wurde von den Zeitgenossen sehr geschätzt. Aber es waren vor allem seine Selbstironie und seine zutiefst humane Gesinnung, die ihn zu einem der großen Autoren des Jesuitentheaters machten. Claus starb 1754 in Dillingen.

Christian Hecht


, 1965 in Weimar geboren, ist Professor für Kunstgeschichte. Er lehrt an der Universität Erlangen-Nürnberg sowie an der Yunnan Arts University in Kunming. Sein besonderes Interesse gilt lateinischen Quellenschriften. Außerdem ist er Mitarbeiter des Weimarer Stadtmuseums. Hecht erhielt u. a. den Hans-Janssen-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und den Thüringer Kulturpreis.


Pressestimmen

Besprechung vom 19.09.2024

Nullam symbolam? Keine Zeche?
Kleine Form ganz groß: Die Komödie "Tonsiastrus", die der Jesuitenpater Anton Claus 1730 für das Schülertheater schrieb, wird von Christian Hecht für die Gegenwart gewonnen

Bis weit ins achtzehnte Jahrhundert hinein war der Jesuitenorden eine zentrale Kraft europäischer Bildung. Er stellte die bedeutendsten Gelehrten der katholischen Seite. Seine Schulen galten als die leistungsstärksten. Die Schüler wurden dort nicht in Altersklassen unterrichtet, sondern danach, was sie konnten. Unterrichtet wurden sie in Latein, das sie auch außerhalb der Schulstunden sprechen sollten. Der nach Grammatik, Figurenlehre und Metrik erreichte Höhepunkt war der Rhetorikunterricht. Die zweitausend Seiten starken "Progymnasmata" des Jacobus Pontanus boten den Lehrstoff in Dialogen dar.

Folgerichtig war das jesuitische Schultheater eine feste Einrichtung. Mehr als achttausend Stücke und Aufführungen haben Historiker gezählt, von denen die allermeisten nicht erhalten sind, weil sie nur für die Bühne geschrieben wurden. Unter den gedruckten sind die Komödien eine Ausnahme, denn die Komödie galt als kleine Form. Insofern ist es überaus erfreulich, dass Christian Hecht in der Friedenauer Presse jetzt eine dieser Komödien durch Übersetzung, dichte Fußnoten und ein fabelhaft aufschlussreiches Nachwort dem Vergessen entrissen hat, den "Tonsiastrus" des Paters Anton Claus von 1730.

In diesem Stück begegnen sich ein Gastwirt, sein Personal und drei Studenten in der Kneipe. Sie hat kaum Gäste, denn der Wirt Tonsiastrus, was Beutelschneider heißt, ist dafür bekannt, seine Kundschaft auszunehmen. Die Preise, die er nimmt, weiß das Nachwort dieser Ausgabe, wären in München 1730 von der Obrigkeit verboten gewesen. Er strebt nach Höherem, findet, dass Bauern anders zu bewirten (und abzukassieren) seien als Gelehrte, und will Bürgermeister werden.

Deshalb ist es ihm recht, wenn niemand kommt, denn er studiert gerade Cicero und ein Handbuch der Beredsamkeit. Hieraus entspringt die Komödie: Der Beflissene wirft nur so um sich mit Cicero-Sätzen, klassifiziert jeden Satz nach den verwendeten Redefiguren und deutet seine Alltagswelt mal pathetisch, mal schlau in rhetorischen Figuren. Aus dem den Gästen vorgesetzten Geflügel wimmeln Würmer heraus? "Umso besser, es ist eine Metapher, wenn etwas Belebtes für etwas Unbelebtes genommen wird."

Den Studenten verlangt er das Reden in Perioden ab. Bei den seinen warten wir lange auf das Verb: "Nun aber, weil ihr so viel Machtvollkommenheit innehabt, wie ihr selbst - unter großzügiger Verachtung der Gesetze - zu haben wünscht, und ich so viele Möglichkeiten habe, wie das tägliche Geschäft der Traktierung von Gästen einem aufgeweckten Mann verschaffen konnte, muß ich diese Möglichkeiten, wenn ich in dieser Sache überhaupt etwas leisten kann, ganz sicher besonders jenen offenbaren (das Verb!), die mein Wirtshaus vor so vielen anderen durch ihre Anwesenheit auszeichnen zu müssen für gut erachten." Kurz: Willkommen!

Wir alle kennen solche Redner, die den Hauptsatz fürchten, weil nach ihm eine Pause kommt, die das Ende ihrer Rede bedeuten könnte. Sie sprechen nicht mit dem Gegenüber, sie halten ihm, mehr noch sich selbst, Vorträge. Dabei verfolgen diese Tonsiastrusse oft ebenfalls beutelschneiderische Absichten, indem die Länge ihrer Periode meist dazu dient, das Gegenüber zu erschöpfen.

Tonsiastrus, der Wirt, will den Studiosi verdorbene Speisen zu überhöhten Preisen vorsetzen, weswegen er sie mit rhetorischen Phrasen überzieht. Der Witz der Komödie besteht nicht zuletzt darin, dass am Ende, nach all den Synekdochen, Hyperbeln und gemischten Allegorien, doch alles darauf hinausläuft, wer die Rechnung bezahlt. Dass Rechnung im Latein jener Zeit "symbolum" heißt, macht diesen Witz perfekt. Auch das, worum sich alles dreht, ist nur ein Zeichen. JÜRGEN KAUBE

Anton Claus SJ: "Tonsiastrus".

Aus dem Lateinischen, kommentiert und Nachwort von Christian Hecht. Friedenauer Presse, Berlin 2024. 272 S., br.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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