Wer heute durch Deutschland fährt und das massenhafte Baumsterben sieht, fragt sich, ob wir den größten Teil unserer Wälder durch die Klimaveränderung verlieren werden oder etwas dagegen unternommen werden kann.
Um das gegen das Waldsterben machbare Etwas geht es in diesem Buch. Christin Kölling folgt angesichts des spürbaren Klimawandels nicht den bisherigen forstwirtschaftlichen Meinungen zur Waldentwicklung, sondern fordert zum Umdenken und einem darauf aufbauenden verändertem Handeln auf.
Wälder in Bewegung ist insofern eine Streitschrift, die dafür plädiert, sich angesichts der klimatischen Veränderungen von den bisherigen traditionellen forstwirtschaftlichen Wegen der Wiederaufforstung mit unseren heimischen klimagefährdeten Baumarten zu lösen und unter Nutzung der Methode des Baumrades langfristig, schrittweise und überlegt unseren Wald kleinflächig mit neuen Baumarten dem sich verändernden Klima anzupassen. Das Buch vermittelt so einen optimistischen und überzeugenden Ausblick auf eine langfristige Erhaltung unserer Wälder durch eine mögliche Umgestaltung.
Wälder in Bewegung beinhaltet den Aufruf zu einer Änderung des forstwirtschaftlichen Herangehens an die dringend erforderliche Entwicklung des Zukunftswaldes unter Berücksichtigung des Klimawandels. Kein leichtes Thema, mit dem sich Christian Kölling in diesem auch für Laien sehr lesenswerten Buch fachlich versiert und engagiert beschäftigt.
Der oecom verlag München hat mit diesem Titel ein in Zeiten des Klimawandels für die Entwicklung unserer Zukunftswälder aktuelles Sachbuch zu einem wichtigen Thema vorgelegt. Hoffentlich bleibt der Apell dieses Buches, unverzüglich mit der Umgestaltung unserer Wälder zur Berücksichtigung der klimatischen Veränderungen zu beginnen, von den dafür zuständigen Fachkreisen nicht ungehört. Für den Wald ist schon länger dringender Handlungsbedarf erkennbar.
I.
Unsere Wälder brauchen Hilfe! Von allein können sie durch ihre langsame natürliche Anpassung dem fortschreitenden Klimawandel nicht widerstehen. Auch eine Wiederaufforstung mit traditionellem Baumbestand scheint keine dauerhafte Lösung zu bieten. Was also ist zu tun? Kann überhaupt etwas gegen das durch die schon erkennbaren klimatischen Veränderungen verursachte langsame Waldsterben unternommen werden?
Das kann und muss es. Für Christian Kölling bedarf es dafür zu allererst eines geänderten Denk- und Handlungsansatzes zur weiteren Waldentwicklung. Die dafür im Buch entwickelten und fachlich begründeten Gedanken und Vorschläge sind auch für forstwirtschaftliche Laien nachvollziehbar und überzeugen.
Christian Kölling entwickelt seine Vorstellungen von und Vorschläge zu der künftigen Waldentwicklung auf 162 Seiten. Nach dem Quellenverzeichnis ist dem schon eine langjährige Beschäftigung mit diesem Themenkomplex mit Veröffentlichungen in der Fachpresse vorausgegangen. Die in der fachlichen Abfolge aufeinander aufbauenden und anschließenden 21 Kapitel beinhalten auch den Inhalt, den die Überschriften ankündigen. Jedes Kapitel schließt mit einer kurzen Zusammenfassung des wesentlichen Kerngehaltes.
Die im Vorwort erwähnte fundierte forstwirtschaftliche Fachkenntnis von Christian Kölling ist für den Leser greifbar. Forstwirtschaftlich spezielle Methoden, Lehren und Fachwissen werden anschaulich erläutert. Darüber hinaus ist auch spürbar, wie wichtig es für ihn ist, dass die richtigen Maßnahmen zur Rettung und Erhaltung unserer Wälder nun zeitnah und konsequent eingeleitet werden.
Zur Auflockerung und Erläuterung der anspruchsvollen fachlichen Sachverhalte sind sportliche Vergleiche aus dem Fußball eingefügt. Das ist gelungen. Diese Vergleiche tragen zu einer besseren Verständlichkeit des von ihm vorgeschlagenen neuen Weges zur Waldentwicklung bei.
Neben der (Baum) Tabelle mit Absteigern, der Tabellenmitte und Aufsteigern wird auch die Teambildung im Pflanzrad nach Nelder erläutert. Fußballerisch gesehen beginnt Kapitel 1 als Torabschlag mit den Ursachen für die notwendige Waldumwandlung und führt über die Spielpässe und Vorlagen in den folgenden Kapiteln zum Torschuss mit der erfolgreichen Gestaltung des Zukunftswaldes bis zum 21. Kapitel, gefolgt von der sich anschließenden Trainerbefragung mit Antworten auf häufig gestellte Fragen.
Die vorhandenen Fotos und Abbildungen machen die Situation der Wälder und deren erforderlichen Anpassungszwang sichtbar und visualisieren damit den akuten Zeitdruck für die Umsetzung des im Buch vorgeschlagenen Weges der Waldentwicklung.
III.
Christian Kölling entwickelt behutsam anhand der bisher bekannten Fakten der klimatischen Veränderungen seine Schlussfolgerungen und empfiehlt einleuchtende Maßnahmen, die forstwirtschaftlich Berücksichtigung finden könnten und sollten. Denn diese Maßnahmen sind schrittweise mit dem erforderlichen Anpassungsspielraum für die Wälder umsetzbar.
Das Buch von Christian Kölling vermittelt einen fassbaren Eindruck von der gewaltigen Dimension des notwendigen Wandels der Wälder. Die Wälder schaffen diesen Wandel auf natürlichem Wege ohne menschliche Unterstützung nicht. Ihre Anpassungszeit an klimatische Veränderungen ist zu lange. Der menschengemachte Klimawandel wartet nicht auf eine natürliche Waldanpassung.
Christian Kölling ist forstwirtschaftlicher Insider und wird wissen, wer für die praktisch Umsetzung der im Buch gemachten Vorschläge zuständig wäre. Die Beantwortung dieser für den Leser interessanten Frage wird offen gelassen. Zur Zuständigkeit für die praktische Umsetzung ist kein Kapitel im Buch enthalten. Bei einer Überarbeitung wäre eine solche Ergänzung wünschenswert.
Wälder in Bewegung ist ein optimistisches Sachbuch für jeden an der Erhaltung unserer Wälder interessierten Leser.
Christian Kölling gilt der Dank für diesen lesenswerten und wissensbereichernden Zukunftsblick. Abschließend bleibt zu wünschen, dass seine Vorschläge eine zeitnahe praktische Berücksichtigung und Umsetzung in der Forstwirtschaft erfahren. An Konzepten und nachhaltigen Ideen mangelt es in Deutschland nicht, aber deren Umsetzung scheitert zu häufig an bürokratischen und finanziellen Hürden. Vielleicht ist es anders, wenn Wälder in Richtung Zukunftswald bewegt werden müssen