Ich-Erzählerin Annike kommt nach Hause in ihr Elternhaus, weil ihr Onkel Theo sie darum gebeten hat. Denn ihre Mutter Edith liegt nur noch im Bett, weigert sich, ihr Zimmer zu verlassen, lässt sich stattdessen von ihrem Bruder Theo bedienen und umsorgen.
Annike hat schon seit jeher kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter und nun, einige Monate nach dem Tod ihres Vaters ist es auch nicht besser. Beide finden keinen Zugang zueinander, jedes Wort wird verdreht, jede Unterhaltung endet im Streit. Annike, inzwischen Mitte Vierzig, hat nie einen sogenannten anständigen Beruf erlernt, verdient ihr Geld mehr schlecht als recht als Musikerin, lebt in einer WG, hat ganz offensichtlich kein Interesse daran, eine eigene Familie zu gründen oder ein geregeltes Leben zu führen.
Doch nicht nur daran entzündet sich immer neuer Streit. Als Annike bemerkt, dass ihre Mutter die im Baum vor dem Haus turnenden Eichhörnchen mit Walnüssen bewirft, um sie zu vertreiben, ist sie empört. Dann findet ein Nachbarsmädchen ein verletztes Eichhörnchen und bittet Annike um Hilfe.
Erst widerstrebend, dann immer mehr eingebunden, pflegen nun Annike, die kleine Malou und Onkel Theo das verletzte Tier, was schließlich dazu führt, dass sogar Edith, von Neugier getrieben, ihr Bett verlässt.
Doch natürlich wird es nicht so einfach aufgelöst, es dauert noch, bis Annike mehr Verständnis für ihre Mutter aufbringt und diese sich mehr damit abfindet, dass Annike ihr eigenes Leben lebt. Schließlich entdeckt Annike im Keller Geheimnisse ihres verstorbenen Vaters, Onkel Theo erklärt das merkwürdige Verhalten seiner Schwester in all den Jahren und auch, was es mit Malou auf sich hat, klärt sich schließlich auf.
All das wird munter und leichtfüßig erzählt. Der Autorin gelingt es, eine gewisse Spannung zu erzeugen, man will wissen, was hinter dem ewigen Zwist zwischen Mutter und Tochter steckt und natürlich ist man interessiert daran, wie das Ganze für das verletzte Eichhörnchen ausgeht, dem Malou täglich einen neuen Namen gibt.
So sympathisch die Figuren geschildert sind, vor allem Theo, der ehemalige Lehrer, dem immer wieder Formulierungen aus der Jugendsprache entfliehen, so angenehm normal das Kind Malou dargestellt wird, ohne ins Süßliche abzurutschen, so wenig nachvollziehbar war für mich die Figur der Annike. Für eine Frau von 44 legt sie eher penetrant das Verhalten einer pubertierenden 14jährigen an den Tag. Kaum einmal erschien mir schlüssig, wie sie reagiert, wie sie agiert.
Davon abgesehen war der Roman recht unterhaltsam, wenn auch etwas seicht und oberflächlich. Einige lose Fäden blieben hängen, manchmal wurde der Zufall etwas arg strapaziert. Herrlich dagegen die Schilderung des Besuchs im Tierfachhandel, wo Annike, Malou und Theo einen Käfig für das Eichhörnchen erwerben wollen. Sehr schön auch die Beschreibung des Tieres und seines Verhaltens. Dass die Autorin, die vom Besuch eines Eichhörnchens auf ihrem Balkon zu dieser Geschichte inspiriert wurde, tierlieb ist, spricht aus jedem Satz.
Dana Lukas Eichhörnchenglück
Piper, April 2025
Taschenbuch, 365 Seiten, 12,00 €