Jules Vitrac, Jean Jacques Laurent, Suzanne Crayon und Stefan Böhm haben tolle Elsass-Krimis abgeliefert. Reisigl gelingt dies absolut nicht.
Die Handlung ist komplett unglaubwürdig. Ein ehemaliger Azubikollege erpresst den Koch Christof zu einem kostenfreien Abendessen, wird aber nicht von diesem erkannt. Der Exkollege will sich rächen an ihn für einen Streich von vor über 30 Jahren ?! Und weil er Christof in nicht nachvollziehbarer Weise für den eigenen Rauswurf aus der Ausbildungsstätte verantwortlich macht?! Er stirbt dann vergiftet auf der Toilette Christofs. Christof gerät wenig nachvollziehbar immer wieder (dank einem ebenso debilen Kommissar namens Leon) in Mordverdacht. Als dann der " Jäger" (seinen wirklichen Namen erfährt man nie, obwohl er eine der 5-6 Hauptfiguren ist) auch noch tot von Christof im Wald gefunden wird, steigert sich der Verdacht. Auch die Figuren sind unglaubhaft. Christof ist so naiv, dass es an Debilität grenzt, will aber selber den/die Morde aufklären. Leon ist zu blöd um in Wirklichkeit über den Rang eines Streifenpolizisten zu kommen. Stefanie ist als junge Frau, die sich in den alten Christof verliebt, ebenso unglaubhaft wie die Mörderin Unger und ihr Tatmotiv. Freund Alphonses Reaktion auf den Verdacht gegen Christof ist an den Haaren herbei gezogen wie Chistofs Reaktionen auf Rufmord im Dorf und den Medien. Unglaubwürdig auch der gestelzte Sprachstil in Dialogen und die Liebesszenen. Die Handlung plätschert derart dahin, dass ich ab Seite 220 nur noch überflogen habe. Atmosphäre Elsass: Null. Es reicht nicht aus wikipediamäßig oberlehrerhaft z.B. Riquewihr zu beschreiben. Dasselbe gilt für sinnentleerte ausgiebige Verwendung von frz. Floskeln. Auch das Verwenden von exotischen Lebensmitteln (Eichelbrot Wildkräuter Trüffel und eher ungewöhnlich Wildsauteile) macht nicht den Spitzenkoch oder Elsass. Die ausgiebige Aneinanderreihung diverser Alkoholika ( Rotwein durchaus gleichauf mit Weißwein! Elsass?!) lässt einen über die Veranlagung des Autors grübeln.
Ständige langatmige Auflistung von Gerichten oder eher Zutaten nerven. Entweder Kochbuch oder Krimi. Reisigl gelingt beides nicht.
Reisigl hat den Kochberuf aufgegeben und arbeitet nun als IT Spezialist und versucht sich nun als Autor!
Mein Fazit: Schuster bleib bei deinen Leisten! Für mich kommt dieser " Autor" nie wieder in Frage.