"Verborgen" ist der dritte Teil von Eva Björg Ægisdóttirs "mörderisches Island"-Serie. Die Autorin nimmt ihr Publikum wieder mit in die isländische Kleinstadt Akranes, in der auch die anderen beiden Teile der Reihe spielten. Wow, der Ort kommt wirklich nicht zur Ruhe, wieder gibt es Tote, komplexe Ermittlungen und natürlich ein bisschen Privatleben der Ermittler. Für mich war das Buch ein echter Page-Turner.Aber von vorn.Ein junger Mann wird nach einem Hausbrand tot in seinem Bett aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass Marinós Tod kein tragischer Unglücksfall war, denn der 20Jährige war beim Ausbruch des Brandes bereits tot, außerdem sind in seinem Zimmer deutliche Spuren eines Brandbeschleunigers. In seinem Kleiderschrank finden die Ermittler ein Handy, das vermutlich nicht seines ist, denn es ist auf der Rückseite mit lilafarbenen und silbernen Glitzersteinen verziert. Es gehörte Lise, einer jungen Niederländerin, die als Au-Pair gearbeitet hat. Sie betreute Klara und Anna, die Töchter einer Familie, die in der Nachbarschaft von Marinó lebt, Andri, der ältere Sohn der Familie war mit Marinó befreundet. Ab da gestalten sich die ohnehin nicht einfachen Ermittlungen für Elma und ihr Team als noch komplizierter. Lise ist verschwunden, allerdings scheint niemand sie wirklich vermisst zu haben, so wollte die Familie verlassen und in die Niederlande zurückkehren. Alle scheinen davon ausgegangen zu sein, dass sie abgereist ist, ohne sich verabschiedet zu haben. Aber dann wird ihre Leiche gefunden. Wurde die junge Frau ermordet? Wer könnte ein Motiv haben? Hängen die beiden Todesfälle zusammen?"Verborgen" ist der dritte Teil einer Serie, ich kenne die anderen Bücher auch, daher kann ich schwer beurteilen, ob man sie einzeln lesen kann. Der Spaß ist aber mit Sicherheit größer, wenn man "Verschwiegen" und "Verlogen" auch kennt. So kann man auch die Exkurse ins Privatleben der Ermittler besser verstehen, da diese Charaktere vom ersten Teil an ausgebaut werden. Gígja, die Frau von Elmas Chef Hörður, verliert ihren Kampf gegen den Krebs kurz vor der Geburt ihres ersten Enkelkindes. Elma kämpft mit ihren Eltern und ihrer Schwester, außerdem beginnt in ihrer Beziehung zu ihrem Kollegen Sævar eine neue Phase.Was für mich die Serie um Ermittlerin Elma und ihr Team auszeichnet, ist die Beleuchtung menschlicher Abgründe und die emotionale Tiefe. Außerdem sind alle Fälle immer sehr komplex und vielschichtig, die Ermittlungsarbeit ist aber grundlegend solide, das Verhältnis im Team ist kollegial, fast freundschaftlich. Die Charaktere sind liebevoll und gründlich ausgearbeitet, die Landschaft kommt in diesem Band leider überhaupt nicht zum Tragen, die Geschichte spielt so gut wie ausschließlich in Akranes, einer eher gesichtslosen kleinen Stadt, die auch überall sonst auf der Welt sein könnte. Auch die Atmosphäre schafft die Autorin für mich nicht wirklich einzufangen. Dafür passt der Titel aber sehr gut zum Buch: "Verborgen" ist nämlich sehr viel, vor allem die Wahrheit.Sonst folgt die Autorin ihrem bewährten Muster: ein Fall - viele Verdächtige. So gut wie jeder könnte der Täter sein, denn gefühlt lügen alle aus irgendwelchen Gründen. Dazu kommen eine komplexe Motiv- und Tätersuche mit vielen falschen Fährten, viel unterschwellige Spannung durch die psychologische Komponente und einige Plot Twists. Auch in "Verborgen" wird die Geschichte auf zwei Handlungsebenen erzählt, eine spielt in der Vergangenheit und wird in eher kurzen Abschnitten eingewoben, die Hauptgeschichte spielt aber im Jetzt und Hier. Der Autorin gelingt ein schwieriger Balanceakt: im Mittelpunkt der Geschichte stehen praktisch gleichberechtigt sowohl die Ermittler, die Ermittlungen und das Opfer. Ich habe auch den dritten Band um Elma und ihr Team sehr gern gelesen und empfehle das Buch jedem, der eher ruhige, gut konstruierte, psychologisch interessante Krimis mit einem sympathischen Ermitttlerteam, ohne viel Blutvergießen und Fäkalsprache mag. Von mir fünf Sterne.