Ein Roman, der mich inhaltlich und sprachlich zu überzeugen wusste.
Eine fiktive, nicht allzu große Kleinstadt im Burgenland steht im Zentrum der Geschichte. Zeitlich wird ein weiter Bogen gespannt von der Annexion Österreichs 1938 bis hin zu den späten 1980er-Jahren, als der Eiserne Vorhang zerfiel. Der Ort liegt direkt an der Grenze zu Ungarn und dort stauen sich viele Trabis von DDR-Bürgern, die in den Westen wollen.Das stellt nur einen Nebenstrang des Buches dar. Für mich war vor allem spannend zu lesen, wie in unserem Nachbarland die Mechanismen während der NS-Zeit und danach funktioniert haben. Natürlich ist es eine fiktive Geschichte, doch ich kann mir schon ganz gut vorstellen, dass sie hätte so laufen können. Was ist mit den jüdischstämmigen Mitbürgern geschehen und wer war daran wie beteiligt?Keine leichte Kost. Aber eingebettet in einen geschickt konstruierten Handlungsverlauf mit schönem Spannungsbogen. Trotzdem benötigte es für mich tatsächlich eines zweiten Anlaufs und Zeit und Ruhe im Urlaub, mich auf diesen nicht ganz dünnen Roman einzulassen. Abends im Bett hat es nicht funktioniert. Doch als ich erst einmal in der Geschichte drinnen war, drängte es mich schnell, bis zum Ende zu gelangen. Ich finde gut, dass nicht alle Fragen zum Schluss endgültig aufgeklärt werden. Denn auch die historische Aufarbeitung wird kein Ende haben.Phasenweise ein anspruchsvoller Schreibstil, gespickt mit regionalen Begriffen, die am Ende in einem Glossar aufgelistet werden. Dieses war ebenso hilfreich wie das Figuren-Verzeichnis. Ich habe recht häufig nachgeschlagen.Fazit: Ein Roman, der mich inhaltlich und sprachlich zu überzeugen wusste.