In diesem Buch wird der Einsatz von Gedächtnistechniken (oder Mnemotechniken) beim Lernen von Menschen mit geistiger Behinderung erörtert. Dabei wird eine andere Sichtweise des Gedächtnisses und des Auswendiglernens vorgeschlagen, eine Sichtweise, die in der Pädagogik nur als Bösewicht angesehen wurde, der diese psychische Funktion angreift und herabsetzt. Es ist jedoch zu hoffen, dass diese Lektüre es uns ermöglicht, den vergessenen Wert der Funktion des Gedächtnisses in jedem Lernprozess und somit in der psychointellektuellen und sozio-affektiven Entwicklung wiederzugewinnen, nicht nur, aber vor allem bei Menschen mit geistiger Behinderung. Im Gegensatz zur mechanischen Betrachtung des Gedächtnisses als minderwertige Funktion wird in diesem Beitrag eine komplexere, vielschichtigere, interdependente, dialektische und interaktionistische Sichtweise des Gedächtnisses als übergeordnete psychologische Funktion konstruiert. Zu diesem Zweck wird ein historischer Blick auf die Gedächtniskunst von der Antike bis zur Gegenwart geworfen, wobei aufgezeigt wird, wie diese Kunst verfolgt und verzerrt wurde, und die Analysen in der Theorie der Subjektivität verankert werden; außerdem werden wirklich fruchtbare und vielversprechende Ergebnisse einer praktischen Intervention mit drei jungen Menschen mit geistiger Behinderung vorgestellt. Wir hoffen, dass diese Lektüre für alle, die sich für dieses Thema interessieren, von Nutzen sein wird.