Familiendrama ja, Thriller nein
Ein Internat, eine misslungene Halloweenparty und eine tote Schülerin. "Das Internat" versteht sich als Thriller, ist aber in seiner Umsetzung nur ein leichter Krimi mit dem Schwerpunkt auf familiären Problemen."Jeder hat ein Geheimnis. Niemand ist sicher." Ist der Untertitel. Ich kann das erste bestätigen, aber mal im Ernst, wer hat kein Geheimnis? Und nicht alle im Buch haben mit der toten Sarah zu tun. "Niemand ist sicher?" Das Buch schwört jetzt nicht darauf, jeden als Verdächtigen zu benennen.So sind wir recht schnell in der Handlung und erfahren das die Party für Sarah tödlich geendet ist. Wer bei dieser dabei war, wird nach und nach erläutert. Jede Person hat jedoch einen guten Grund, nicht die ganze Wahrheit über den Abend zu sagen.So ermittelt Ben und erfährt das seine Tochter Ellie auch da war, ganz zu seinem Unmut und den seiner Ex-Frau, die beide davon ausgingen, dass Ellie jeweils beim anderen war. Was hat es mit dem Blut auf Ihrer Kleidung auf sich? War sie am Tod beteiligt?Und so habe ich bereits die drei wichtigsten Personen, mit den meisten Augenmerk aufgezählt. Ben ist als Ermittler natürlich überall mit dabei, jedoch ist auch seine private Situation sehr präsent. Neben der Trennung von seiner Frau, die erst wenige Monate her ist, und der Tatsache das die neue schon Schwanger ist, ist es die Sorge um die Tochter.Rachel macht sich Sorgen um Ellie und bemuttert diese zu sehr. Das sie als Schulpsychologin am Internat angestellt ist, macht es für Ellie nicht einfacher.Ellie ist ein Teenager. Sie will die örtliche Natur beschützen, ist gegen ein Bauprojekt, hat Zukunftssorgen und Druck welches durch das Stipendium da ist. Gegen die Eltern rebellieren ist bei ihr nichts besonders schwerwiegendes, sondern im normalen Rahmen.Diese drei persönlichen Geschichten überschatten an vielen Stellen die Story um die tote Sarah. Die Personen an der Schule, der überaus sympathische Lehrer, der bei den Schülerinnen zu beliebt ist, der merkwürdige Hausmeister, der nachts rumschleicht, der Baumogul der mehr Wut wegen seines Bauprojektes halt als um den Tod der eigenen Nichte sind daher mehr Randfiguren.Alles in allem versprüht die Geschichte mehr ein Familiendrama als die Inhalte eines Thrillers. Denn die Definition besagt folgendes: "Ein Thriller ist ein Genre, das durch Spannung und Nervenkitzel gekennzeichnet ist. Inhaltlich geht es meist um eine existenzielle, oft lebensbedrohliche Gefahr für die Hauptfigur, Zeitdruck, unerwartete Wendungen und ein hohes Erzähltempo. Typische Inhalte sind intensive Konflikte zwischen Protagonist und Antagonist, psychologische Tiefe der Charaktere, Cliffhanger, falsche Fährten und ein Spannungsbogen, der erst im Finale aufgelöst wird."Spannung? Nein. Nervenkitzel? Nein. Der ganze Rest der Definition kommt erst zum Ende auf und somit für mich zu spät.Wer also ein Familiendrama möchte, mit der nebensächlichen Suche nach der mordenden Person ist hier gut aufgehoben. Man darf nur leider keine großen Erwartungen an das Buch mitbringen.