Paula wagt es nun doch: Sie will ihren verstorbenen Bruder Tim auf dem Friedhof besuchen. Der Weg dorthin war lang - die Trauer über seinen Tod wurde zur ausgewachsenen Depression. Erst durch die Hilfe ihres Therapeuten nähert sie sich dem Gedanken an einen Besuch. Es muss Nacht sein, um niemandem zu begegnen und eine Leiter soll ihr den Zugang über die Friedhofsmauer ermöglichen.Doch auf dem Friedhof ist mehr los als gedacht: Helmut, ein älterer Herr, gräbt gerade die Urne seiner Helga aus. Als die Friedhofsgärtner auftauchen, hilft Paula kurzerhand mit und flieht mit Helmut, der Urne, der Leiter - und bald auch mit Hund Judy. Gemeinsam begeben sie sich auf einen Trip in die Berge: Helmut, mürrisch und offensichtlich krank, Paula mit ihrer Depression, Judy, der Hund, und Lutz, das zugeflogene Huhn. Ein skurriles, aber liebevoll gezeichnetes Gespann.Jasmin Schreiber erzählt diese Reise mit viel Augenzwinkern und großer Sympathie für ihre Figuren. Es ist eine Art Heilreise für Paula - und Helmuts letzte. Der Titel und die Kapitelüberschriften greifen das Bild des Marianengrabens auf: Tim, Paulas kleiner Bruder, war fasziniert vom Meer und besonders von Fischen. Paula, die Biologie studiert, teilte dieses Interesse. Die Kapitel beginnen mit der tiefsten Stelle des Meeresgrabens und steigen dann, Meter für Meter, auf - ein kluges Bild für Paulas schrittweise Heilung.Der Roman ist leicht lesbar und lebt von seinen ungewöhnlichen Figuren und der Balance zwischen Trauer, Humor und Hoffnung. Helmuts Abschiedsgeschenk an Paula wirkt auf mich etwas zu kitschig, beinahe wie aus einem Groschenroman. Aber das offene Ende lässt Raum für echte Entwicklung - und für Hoffnung.Auch optisch ist das Buch schön gestaltet, mit Farbschnitt und klarer Farbgebung. Eine Empfehlung für jede Form von Trauerarbeit. Kein literarisches Meisterwerk, aber ein gut erzählter, feinfühliger Roman. Für mich: knappe 4 Sterne.