Zum Inhalt:Liv lebt zusammen mit ihrer Mutter auf einer Insel in Nordnorwegen und führt ein relativ einsames Leben ohne richtige Freunde, das ihr aber gefällt. Abgesehen von ihr Mutter pflegt sie nur regelmäßigen Kontakt zu Kyrre, der ihr schon von klein auf Geschichten und Mythen aus anderen Welten erzählt.Als dann ein Klassenkamerad von Liv, ohne erklärbaren Grund ertrinkt, scheint es niemanden groß zu beunruhigen. Nur Liv sucht nach Erklärungen und kann die Erzählung der sagenumwobenen Huldra dabei nicht vergessen. Doch was ist wirklich geschehen und was entspringt nur ihrer Fantasie?Meine Meinung:"In hellen Sommernächten" liegt schon seit Ewigkeiten auf meinen Sub. Ich habe damals immer relativ spontan bei Mängelexemplaren zugeschlagen und die Chance genutzt, auch mal Neues zu probieren. Wie es dann leider oft so ist, habe ich bis jetzt nie zu dem Buch gegriffen. Nun hatte ich aber spontan mega Lust darauf.Das Cover finde ich von den Farben her unglaublich schön, da es sich aus meinen Lieblingsfarben zusammensetzt. Allerdings ist es meiner Meinung nach zugleich auch relativ nichtssagend.An dem Schreibstil von John Burnside muss man sich erstmal gewöhnen. Er ist sehr philosophisch, was zum Teil dafür gesorgt hat, dass der Inhalt in die Länge gezogen wurde. Zudem musste ich mich beim Lesen konzentrieren, um den roten Faden nicht zu verlieren, weil John Burnside häufig über mehrere Seiten vom Thema abgeschweift ist, um hinterher wieder drauf zurückzukommen. Dennoch war seine Art, die Geschichte zu erzählen, faszinierend. Nachdem ich mich an seine Schreibweise gewöhnt habe, hat mich die geschaffene Atmosphäre geradezu in den Bann gezogen.Liv ist eine junge Frau, die ihr eigenes Leben führt und die mir irgendwie bis zum Ende hin etwas fremd geblieben ist. Zwar hat man viel über ihr Leben erfahren und sie hatte einige Einstellungen, die ich nachvollziehen konnte, aber trotzdem konnte ich mir auch zum Ende hin kein vollständiges Bild von ihr machen. Bei ihrer Mutter ist die ganze Sache für mich noch schwieriger gewesen. Sie hat selten ihre Gefühle offen dargelegt und abgesehen von ihrer Liebe zur Kunst und ihrer etwas ungewöhnlichen Beziehung zu ihrer Tochter weiß man nicht viel über sie.Kyrre hingegen ist mir auf Anhieb sympathisch gewesen. Er ist zwar auch etwas eigenartig, aber seine Liebe zu Geschichten und seine ganze Art ist einfach toll.Ich habe vorher noch nie was von John Burnside gelesen und wusste daher überhaupt nicht, was mich erwartet. Anfangs war ich etwas überwältig und verwirrt vom Schreibstil und dem Wechsel von Vergangenheit und Zukunft. Als ich mich daran gewöhnt hatte, fand ich die Handlung an sich super interessant.Leider gibt es aber viele Ausschweifungen und zum Teil Wiederholungen, die alles in die Länge gezogen und die Spannung etwas getrübt haben. Zudem brauchte ich jedes Mal, wenn ich das Buch zur Hand genommen habe, wieder ein bisschen Zeit, um in die Geschichte reinzukommen.Dennoch hat dieses Buch etwas an sich, dass mich dazu gebracht hat, weiterzulesen. Einer der Gründe war wohl, dass ich wissen wollte, was es mit den Ertrunkenen auf sich hat.Das Setting ist ein weiterer Grund. Ich finde es einfach atemberaubend. Alles wurde sehr ausführlich beschrieben und die Atmosphäre ist wunderbar. Insgesamt habe ich mir häufig gewünscht, gerade an den beschriebenen Plätzen zu sein.Gleichzeitig war die Geschichte durchgehend etwas verwirrend, weil man bis zum Schluss nicht weiß, was wirklich passiert ist und was Liv sich nur ausgedacht hat. Aber gerade das macht das Ganze auch so faszinierend.Beim Ende könnte man sagen, dass es etwas offen ist, weil der Grund für den Tod der Ertrunkenen nicht aufgeklärt wird. Normalerweise bin ich von solchen Enden gar kein Fan, allerdings hat es hier meiner Meinung nach perfekt gepasst. Alles andere hätte die ganze Story kaputt gemacht, die ja extra so ausgelegt ist, dass man nicht weiß, was alles real ist und was nicht.Fazit:"In hellen Sommernächten" ist ein Buch, das Mystery und Roman philosophisch miteinander verbindet und die Grenzen zwischen Realität und Illusion miteinander verschmelzen lässt. Der Schreibstil ist definitiv gewöhnungsbedürftig und die Handlung weist einige Längen auf. Dennoch vermittelt das Buch eine Atmosphäre, die mich dazu gebracht hat, weiterlesen zu wollen.Insgesamt hat mich das Buch überrascht, weil es mal etwas komplett anderes und eigenes ist. Da es aber auch einige Dinge gibt, die mir nicht gefallen haben, schwanke ich bei der Bewertung zwischen 3,5 und 4 Sternen und tendiere gerade eher zu 3,5.