Moses Joseph Roth (* 2. September 1894 ¿ 27. Mai 1939) stammte aus einem bürgerlichen Elternhaus galizischer Juden. Er galt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Erzähler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Roman "Hiob", dessen Hauptfigur Mendel Singer heißt, spielt in der Zeit von 1894 bis 1919 und beschreibt den Leidensweg des jüdisch-orthodoxen Toralehrers. Diverse Schicksalsschläge erschüttern seine Frömmigkeit und stellen seinen Glauben an Gott auf eine harte Probe. Hiob war mein erster Roman von Joseph Roth. Die für den heutigen Geschmack altmodische Sprache hat mich sofort für sich eingenommen. Gespannt verfolgte ich Mendels Entsetzen über den Verlauf seines Lebens. Vier Kinder hatte er, drei Söhne und eine Tochter. Der Jüngste hieß Menuchim und entwickelte sich nicht so, wie erhofft. Auf der Suche nach Hilfe schwand die Liebe zwischen den Eltern. Ein Rabbi versprach der Mutter, dass er eines Tages ganz groß heraus käme. Das erlebte sie aber nicht mehr.Die Familie wanderte nach Amerika aus und ließ das kranke Kind bei einem jungen Ehepaar, das dafür das Haus der Singers bekam. Das amerikanische Glück hielt nicht lange an, der eine Sohn wurde als verschollen gemeldet, der andere fiel im Krieg. Und die Tochter wurde verrückt. Allein Menuchim, der in Galizien geblieben war, erfüllte die Prophezeiung des Rabbis: Er mutierte zum musikalischen Wunderkind und brachte Mendel zum Glauben zurück. Wie bereits der Titel andeutet, lehnt Roth seinen Roman an die Bibel an. Wie im Alten Testament nachzulesen ist, lässt Gott Hiob trotz seines Glaubens sehr leiden, ehe er für seine Treue belohnt wird. Gleichzeitig knüpft er an die Josephsgeschichte an. Die Geschwister beneiden Menuchim, der wegen seiner Krankheit von den Eltern die meiste Liebe bekommt. Doch schlussendlich ist er derjenige, der seinen Vater wieder aufbaut. Meine anfängliche Begeisterung für den Roman wurde durch Mendels Verzweiflung etwas getrübt. Sein ständiges Jammern über das Nachlassen der ehelichen Freude und der Ablehnung seiner ehemals geliebten Frau gefielen mir gar nicht. Auch fand ich seine durchaus zu der Zeit übliche strenge Haltung gegenüber seinen Kinder aus heutiger Sicht übertrieben. Auf der anderen Seite wurde der jüdische Alltag deutlich, ich erfuhr so manches über jüdische Rituale. Fazit:Ein lesenswerter Roman aus vergangenen Zeiten